Zum Ende des vergangenen Jahres mußten verschiedene „Nichtregierungsorganisationen“ bei den sie finanzierenden Regierungen, meist sind es europäische, sich in Erinnerung bringen, damit auch im neuen Jahr ihre „Israelkritik“ bezahlt wird. Man will ja schließlich „unabhängig“ bleiben.
Für die Programme des deutschen Staatsrundfunks übernahm der einschlägig bewährte Sebastian Engelbrecht die PR für die „NGOs“, die hier, da sie sonst ja auch nicht selten einfach voneinander abschreiben, gemeinsam auftraten, also eigentlich gehörig sparten:
„Gaza ist eine Trümmerlandschaft. An Wiederaufbau ist nicht zu denken. Es scheint, als wären die israelischen Truppen gerade erst abgezogen. Grund für diesen Zustand ist vor allem die Politik Israels. Die Regierung in Jerusalem hat zwar mehrmals angekündigt, sie werde die Grenzen zum Gaza-Streifen für den Transport von Baumaterial öffnen, doch den Worten folgten keine Taten.“
Wirklich?
„Lediglich 41 Lastwagenladungen mit Zement, Glas, Holz und anderem Material ließ Israel passieren. Das geht aus einem Bericht von sechzehn Menschenrechtsorganisationen hervor, die in Gaza aktiv sind. Zu ihnen gehören Amnesty International, Oxfam und Medico International.“
Halten wir also fest: „Gaza ist eine Trümmerlandschaft“ und dafür hauptsächlich verantwortlich ist Israel. Woher Sebastian Engelbrecht das an dieser Stelle weiß, verrät er nicht. Auch seine erste Behauptung indes dürfte er nur schwer belegen können. Die „Trümmerlandschaft Gaza“ schildert er selbst nämlich ein paar Tage später so:
„Auf den ersten Blick macht das Leben auf dem Campus einen fröhlichen, geradezu unbeschwerten Eindruck. Studentinnen und Studenten laufen munter durcheinander im Schatten der vierstöckigen, modernen Universitätsbauten. Auch auf den frisch gestrichenen, sauberen Fluren der Islamischen Universität im Zentrum von Gaza-Stadt begegnen sich die Geschlechter.“
Trümmerlandschaft also allüberall. Und es scheint wirklich, als seien die israelischen Truppen gerade erst abgezogen.
Und wie geht es den Studentinnen und Studenten, die „einen fröhlichen, geradezu unbeschwerten Eindruck“ hinterlassen? Leiden sie, wenn Sebastian Engelbrecht für seine ARD genauer hinschaut, unter Hunger oder Obdachlosigkeit? Klagen sie über fehlende Markenkleidung? Traumata?
„Erst beim zweiten Hinsehen wird deutlich: Männer und Frauen bewegen sich in kleinen gleichgeschlechtlichen Grüppchen, Kontakt ist streng verboten. Für Adim, Architekturstudentin, ist das ein schwer erträglicher Zustand. ‚Die Islamische Universität ist wie eine große Schule, die Studenten sind getrennt, weiblich und männlich. Das finde ich schlecht. [..]‘ Ein freies Gespräch mit Adim und ihren fünf Kommilitoninnen, alle Anfang 20, wäre auf dem Campus der Islamischen Universität nicht denkbar.“
Weil – so kurz nach dem Abzug der israelischen Truppen – noch das blanke Chaos herrscht auf dem Campus?
„Wir haben uns im Marna-Haus verabredet, einem Café, einer Oase relativer Freiheit in Gaza-Stadt. Jedenfalls fühlt sich Adim hier so frei, daß sie ganz offen Kritik übt.“
An den israelischen Truppen, deren Schreckensherrschaft eben endete? An der „Trümmerlandschaft“, die sie hinterließen?
„‚Religion spielt eine große Rolle an der Islamischen Universität‘ [Wer hätte das gedacht? (tw_24)]. ‚Ich empfinde das als Architekturstudentin als belastend. Das ist übermäßig viel, was ich an islamischen Fächern lernen muß. Das geht auf Kosten der eigentlichen Fächer.‘
Alle sechs Studentinnen freuen sich sichtlich, daß sie ihrem Ärger über das Hochschulsystem endlich einmal Luft machen können.“
Wollten die zionistischen Truppen ihnen nicht zuhören?
„Sie alle wahren die Form, kommen verschleiert, trinken brav einen Saft durch den Strohlhalm. Djelan findet am schlimmsten, daß nicht einmal ihr Studienfach Architektur frei vom Einfluß der islamistischen Ideologie ist. ‚Religion spielt eine dominante Rolle an der Universität. Vor allem bei den Dozenten. Sie möchten ihre Überzeugungen sogar in den nichtreligiösen Fächern gelten lassen. Im meinem Fach Architektur sind wir zum Beispiel gezwungen, Häuser nach islamischen Ansichten zu konstruieren. Keine offenen Salons, getrennte Bereiche für Männer und Frauen in den Häusern. An der Uni müssen wir uns islamisch kleiden. Wir haben neuerdings auch ein Moralkomitee, das die Leute rügt. Das finde ich alles negativ und nicht sehr erfreulich. Wer von den Sittenwächtern der Universität viermal geschminkt erwischt wird …'“
… dem fehlen nicht die nötigen Kosmetika …
„‚… kommt vors Moralkomitee. Ein durchsichtiges Kopftuch oder Begegnungen mit männlichen Studenten auf dem Campus reichen auch für eine Vorladung.‘
Nach offizieller Lesart ist selbst die Islamische Universität ein Hort der Freiheit. Shafik Jendia, Dekan der Fakultät für Ingenieurswissenschaften, studierte einst in Karlsruhe: ‚Ich denke, die Universität ist eine unabhängige Universität. Das hat mit Hamas nicht direkt zu tun. Und mit Sicherheit hat Hamas keinen Einfluß auf die Universität, also ich meine, seitdem Hamas an der Regierung ist. [..] Die Universitäten sind bei uns so gut wie frei.'“
Schön. Aber wo ist denn nun die „Trümmerlandschaft Gaza“, wo sind deren Auswirkungen, von denen ja auch ein Sebastian Engelbrecht schon zu flunkernberichten wußte?
Wo ist sie, die „desolate Situation, in der die 1,5 Millionen Einwohner des Gaza-Streifens leben“, im Leben der Studentinnen der Islamischen Universität zu Gaza?
„An Wiederaufbau ist nicht zu denken. Es scheint, als wären die israelischen Truppen gerade erst abgezogen. Grund für diesen Zustand ist vor allem die Politik Israels.“
Und Sebastian Engelbrecht spricht nichts als die Wahrheit, wenn er spricht.
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