Irre auf Reisen: David Cameron zu Gast bei Freunden

Antisem„Israelkritik“ ist doch eine feine Sache. Besucht beispielsweise der Premierminister des Vereinigten Königreichs, der seit knapp zwei Monaten amtierende David Cameron, seinen türkischen Amtskollegen, den rasenden Antisemi„Israelkritiker“ Recep Tayyip Erdogan, könnte der EUropäer seinen Gastgeber nach dessen Meinung zum Umgang der Türkei mit kurdischen Kindern befragen:

„The children, according to activists, are tried in anti-terrorist courts and are sent to adult jails. Their files are treated as confidential and lawyers have very little access to the details of their cases as well as to the defendants themselves.“

Recep Tayyip Erdogan würde möglicherweise verschnupft reagieren, über „innere Angelegenheiten“ fabulieren und eine Einmischung in eben diese sich verbitten. Deshalb vergaß der Brite, der da ganz EUropäer ist, die Menschenrechte von Kindern in der Türkei und erfreute den in Ankara regierenden Islamisten und Freund der „Palästinenser“ mit einem Angriff auf Israel:

„Israel’s May 31 interception of a Gaza-bound aid flotilla was ‚completely unacceptable,‘ British Prime Minister David Cameron said Tuesday during an address to Turkish businessmen.

In a reference to Israel’s blockade of the Strip, he said: ‚Gaza cannot and must not be allowed to remain a prison camp.'“

Ob Israels Versuch, die Free Gaza-Jihadisten davon abzubringen, unkontrolliert das Regime der selbst der Europäischen Union (noch) als terroristische Organisation geltenden Hamas mit Gütern zu versorgen, „völlig inakzeptabel“ war, weiß derzeit noch nichtmal der „Menschenrechtsrat“ der Vereinten Nationen, der deshalb gerade eine gewiß „unabhängige“ Kommission damit beauftragt hat, diese Frage zu untersuchen.

David Cameron hat eine derartige Farce, die nach dem Vorbild der Goldstone-Kommission arbeiten dürfte, offenbar gar nicht nötig. Er weiß auch schon vor dem Urteil der israelischen Turkel-Kommission, welches Ergebnis er sich wünscht. Das verrät einerseits ihn als den Feind Israels, der er ist, andererseits entlarvt es gerade die „Untersuchung“ des „Menschenrechtsrats“ der Vereinten Nationen, deren Ergebnis schon feststeht.

Interessant freilich ist auch die Charakterisierung Gazas als „prison camp“, als „Gefängnis“. Davon, ein israelisches Gefängnis zu sein, ist Gaza weit entfernt, zumal die angeblichen „Gefangenen“ eine höhere Lebenserwartung haben als Türken in der Türkei, Bulgaren in der EU oder Bewohner Rußlands. In den Gefängnissen selbst Ihrer Majestät selten sein dürften Club- und Warenhäuser.

Doch selbst wenn in britischen Gefängnissen glitzernde Konsumwelten den geplagten Insassen regelmäßig mit ihren Sonderangeboten das Leben zur Qual machen sollten, ist David Camerons Klage unangemessen, tatsächlich aber eher schlicht bösartig: Als vor wenigen Tagen Avigdor Lieberman, Israels Außenminister, eine nicht nur umfassende, sondern eine komplette Entlassung des „prison camps“ in die Selbstbestimmung anbot, konnte neben Guido Westerwelle wer gar nicht laut genug protestieren?

„The Hamas position exemplifies one of the major absurdities of the Israeli-Palestinian conflict. Hamas, which took pride in liberating the Gaza Strip from the occupation via jihad, is struggling with all its might to preserve the ‚Israeli occupation‘ and obligate Israel to continue transferring supplies to an entity that avowedly declares that it will liberate all of Palestine, liquidate the State of Israel and kill and expel its Jewish inhabitants.“

Wer von Israel verlangt, das „Gefängnis“ Gaza vollumfänglich aufzugeben, zugleich aber die Raketenabschußrampe der Hamas eben doch nicht unabhängig sehen will, also Israel (und Ägypten) die Verantwortung für sie aufbürden will, darf mit einigem Recht als irre gelten. Von den Islamisten der Hamas ist nichts anderes zu erwarten, wie J. D. Halevi analysiert: „Hamas wants to eat out of Israel’s hand and then proceed to eat the hand itself and the entire body.“

Wer als britischer Premier über ein „prison camp“ Gaza klagt, an dessen Fortbestand die dort „regierende“ Hamas ein größeres Interesse hat als der „rechte“ israelische Außenminister Avigdor Lieberman, kann sich nach erst zwei Monaten im Amt mit fortgeschrittener kognitiver Verwirrung nicht herausreden – er ist, was Recep Tayyip Erdogan, sein gegenwärtiger Gastgeber, ist: ein Antisemit. Und so verwundert es nicht, daß David Cameron die Türkei als EU-Mitglied sehen will.

Antisemitism„Israelkritik“ verbindet eben.