Daß die irakische Bevölkerung gegen ihren Willen vom Regime Saddam Husseins befreit wurde, werden die Deutschen den Befreiten nie verzeihen. Deshalb versuchen sie, die Deutschen, die irakische Realität in den düstersten Farben zu malen:
„Im Irak ist die Zahl der Hinrichtungen im vergangenen Jahr drastisch angestiegen.“
Der Kinder-Stürmer gibt sich in seiner Montagsausgabe zivilisiert und zitiert eine NGO, die wohl nachgezählt hat:
„Das Land liegt bei der Vollstreckung von Todesurteilen inzwischen weltweit an dritter Stelle, wie aus einer Studie der Menschenrechtsorganisation Hands Off Cain hervorgeht. Es wurden mindestens 77 Todesurteile vollstreckt.“
77 vollstreckte Todesurteile gab es also im vergangenen Jahr im Irak; das können durchaus 77 lebenslängliche Haftstrafen zuwenig sein. 77 ist aber die einzige konkrete Zahl, die in der „Nachricht“ auftaucht, die so weitergeht:
„Die meisten Hinrichtungen gab es demnach im vergangenen Jahr in China, an zweiter Stelle folgt der Iran.“
In China wurden 2009 nach in der taz unterschlagenen Angaben von Hands off Cain „mindestens 5.000“ Todesurteile vollstreckt, in der Islamischen Republik „mindestens 402“. Verglichen damit wirken 77 Hinrichtungen recht moderat.
In China werden täglich mindestens 13 Todesurteile vollstreckt, vom Mullahregime in Teheran an jedem Tag wenigstens eins. Doch nicht diese Zahlen entsetzen die taz, die sie deshalb gar nicht erst nennt, es sind ’nur‘ 77 Hinrichtungen im Irak.
Die tageszeitung gewordene deutsche Heuchelei entstellt sich zur Kenntlichkeit.