Beiruter Inszenierungen

Am 14. Februar 2005 wurde auf den damailigen libanesischen Premierminister Rafik Hariri ein tödliches Attentat verübt. Die Drahtzieher des Anschlags wurden in Syrien vermutet, das um seinen Einfluß im Libanon fürchtete. Der Ermordung Rafik Hariris folgten dann auch Proteste, die Damaskus zu einem Abzug seiner Truppen zwangen.

Im Land verblieb freilich die Hisbollah, eine durch die Islamische Republik Iran und Syrien finanziell und logistisch unterstützte Bande islamischer Terroristen, die 2006 einen Krieg gegen Israel vom Zaun brach, in dem sie sich als „Verteidigerin“ Libanons zu profilieren suchte. 2008 zettelte die Bande Unruhen an und tötete dabei Libanesen.

Seither freilich konnte die Hisbollah dank der Unterstützung aus Damaskus und Teheran ihre Macht im Libanon wieder ausbauen; ihrer in mehreren Resolutionen des UN-Sicherheitsrats geforderten Entwaffnung widersetzt sie sich unter den Augen von UNIFIL-Beobachtern und mittlerweile mit Unterstützung der libanesischen Regierung erfolgreich.

Für September kündigten die Vereinten Nationen, die den Mord an Rafik Hariri untersuchten, die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse an. Es wird davon ausgegangen, daß prominente Hisbollah-Anführer darin als Täter genannt werden. Sollte das stimmen, dürfte die Popularität der Bande um Hassan Nasrallah gefährdet sein.

Nicht nur die Hisbollah freilich könnte in Bedrängnis geraten, sondern auch das politische Establishment in Beirut. Denn das hat sich, angeführt ausgerechnet vom Sohn des Ermordeten – Premierminister Saad Hariri – und Präsident Michel Suleiman, nicht nur mit der Hisbollah solidarisiert, sondern auch – und nur folgerichtig – an Syrien angenähert.

Eine Anklage und mögliche Verurteilung von Hisbollah-Anführern wegen der Ermordung Rafik Hariris könnte also nicht nur den Einfluß der Hisbollah – und damit den ihrer Sponsoren in Teheran und Damaskus – gefährden, sondern auch die (mit der Hisbollah geteilte) Macht der derzeitigen Regierung unter Saad Hariri.

Es ist daher durchaus nicht unwahrscheinlich, daß das libanesische Establishment – darin auch befeuert noch vom Mullah-Regime der Islamischen Republik und aus Damaskus – versucht, der Veröffentlichung des UN-Untersuchungsberichts, die sie wohl nicht verhindern kann, mit einer Inszenierung nationaler Einheit zu begegnen.

Und nichts kann wohl einen nationalistisch-klerikalen Mob besser mobilisieren als die Provokation einer militärischen Auseinandersetzung mit Israel, dessen Anerkennung das UN-Sicherheitsratsmitglied Libanon ebenso verweigert wie einen Friedensvertrag mit Jerusalem. Stehen die Zeichen auf Krieg, ist der Hariri-Mord allenfalls noch drittrangig.

Läßt die Regierung in Beirut nun ihre Soldaten auf IDF-Angehörige schießen, die auf israelischem Territorium einen Baum fällen, der ihnen die Sicht versperrt, und entwickelt sich daraus ein Gefecht, in dessen Verlauf ein israelischer Offizier und mehrere libanesische Soldaten getötet werden, so könnte dies der in Beirut herbeigesehnte „Vorfall“ sein, die eigene Haut noch zu retten.

Zur aktuellen Entwicklung siehe auch: Aro1: Vorbereiteter libanesischer Hinterhalt an der Grenze!,
Heplev: Feuergefecht an der libanesischen Grenze