Heuchelei im Reichstag: Regierungsparteien fordern Gilad Shalits Freilassung und lehnen sie ab

Machen wir uns nichts vor: Wenn der Deutsche Bundestag in dieser Woche eine Freilassung Gilad Shalits verlangte, so ist dieser Beschluß eine schlechte Farce. Die Hamas, der Deutschland ein Klärwerk just neben einem Übungsplatz ihrer Kassam-Brigaden baut, statt wenigstens auf einer zivilen Umgebung zu bestehen, wird ignorieren, was im Reichstag besprochen wurde.

Vor dem Hintergrund der vor einigen Wochen einstimmig vorgetragenen Forderung des Deutschen Bundestags, Israel solle sofort und bedingungslos seine „Blockade“ Gazas beenden, also gerade einen Status wiederherstellen, den „palästinensische“ Terroristen nutzten, Gilad Shalit gewaltsam zu verschleppen, wirkt der jüngste Beschluß des Deutschen Bundestags noch lächerlicher.

Vollends zur Heuchelei verkommt die Forderung nach einer Freilassung Gilad Shalits, betrachtet man das Abstimmungsverhalten der Fraktionen von CDU, CSU und FDP. Mit einer – im übrigen löblichen – Ausnahme stimmten die Abgeordneten der Regierungsparteien ihrem eigenen Antrag mit dem Titel „Freiheit für Gilad Shalit“ zwar zu.

Eine Beschlußvorlage, die die Fraktion der Partei Die Linke einbrachte und die sich allenfalls in einzelnen Formulierungen vom Entwurf der restlichen Fraktionen unterscheidet, aber lehnten die Abgeordneten der Unionsparteien sowie der FDP ab, während die SPD und Bündnis 90/Die Grünen sich hier nur enthielten.

Das führt nun dazu, daß die Regierungsfraktionen einerseits „Freiheit für Gilad Shalit“ verlangen, aber zugleich andererseits die Forderung „Gilad Shalit freilassen“ ganz ausdrücklich ablehnen. Dabei waren es, traurig aber wahr, auch noch Abgeordnete der Partei Die Linke, die vor allen anderen Fraktionen die Initiative ergriffen hatten, das Thema im Reichstag zu behandeln.

Daß eine Fraktion, die in ihren Reihen offene Sympathisanten der Hamas duldet, nicht unbedingt glaubwürdig ist – geschenkt. Anders als es des Lesens ganz offenbar nur beschränkt Befähigte behaupten, enthielten sich die Vertreter der Linksfraktion immerhin bei der Abstimmung über den Antrag der anderen Abgeordneten und votierten schließlich für ihren eigenen.

So bleiben am Ende der Farce doch nur die Fraktionen der deutschen Regierungsparteien, die das die Veranstaltung wahrlich noch krönende Kunststück fertigbrachten, sowohl für als auch gegen eine Freilassung Gilad Shalits sich einzusetzen, während die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke wenigstens dem jeweils eigenen Antrag zustimmten und den der Konkurrenz eben nicht ablehnten.

Mag man – nicht zuletzt auch aus den Gründen, die die Unionsabgeordnete Bettina Kudla in ihrer Persönlichen Erklärung für ihr abweichendes Abstimmungsverhalten anführte – schon nicht SPD, Bündnis 90/Die Grünen oder den Vertretern der Partei Die Linke applaudieren, weil sie natürlich unglaubwürdig sind – wer sich aber ausgerechnet (auch) bei CDU/CSU und FDP bedankt, ist nichtallenfalls eingeschränkt zurechnungsfähig.

5 Comments

  1. …das „nicht“ war schon richtig!

  2. Ich bin jetzt etwas verwirrt:

    Kann das sein, dass hier etwas nicht stimmt?

    tw_24:blog schreibt:
    „Eine Beschlußvorlage, die die Fraktion der Partei Die Linke einbrachte und die sich allenfalls in einzelnen Formulierungen vom Entwurf der restlichen Fraktionen unterscheidet, aber lehnten die Abgeordneten der Unionsparteien sowie der FDP ab, während die SPD und Bündnis 90/Die Grünen sich hier nur enthielten.“

    haOlam schreibt: „In einem eigenen Eintrag hatte die „Linke“ versucht, die Forderung nach des von den Terroristen entführten Shallit mit der Forderung nach Freilassung von in Israel verurteilten Gewaltverbrechern, Serienkriminellen und Terroristen zu verknüpfen, was von den demokratischen Parteien strikt abgelehnt wurde.
    […]
    Die Linksfraktion schrieb in ihrem Antrag, dass die Freilassung auch als ein „humanitäres Zeichen“ für die Entlassung palästinensischer politischer Häftlinge aufgenommen werden könne. Eine Freilassung von Gefangenen auf beiden Seiten könne sich vertrauensbildend auf die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern auswirken. Der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP bei Enthaltung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.“

    http://www.haolam.de/index.php?site=artikeldetail&id=3540

    Die Darstellung: „und die sich allenfalls in einzelnen Formulierungen vom Entwurf der restlichen Fraktionen unterscheidet“

    trifft da IMHO ganz und gar nicht zu, sondern sollte das stimmen, was haOlam schreibt, ist die Ablehnung von CDU/CSU und FDP richtig und die Stimmenthaltung von SPD und Grünen schändlich. Also gerade eigentlich umgekehrt.

    Was nun richtig ist, weiß ich freilich nicht.

  3. Habe es gefunden: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/034/1703431.pdf

    „Der Deutschen Bundestag wünscht, dass die Freilassung von Gilad Shalit auch als humanitäres Zeichen für die Freilassung palästinensischer politischer Häftlinge aufgenommen wird. Eine Vielzahl von Abgeordneten des Palästinensischen Legislativrates wie zum Beispiel Marwan Barghuti ist in Israel inhaftiert. Bundestagsabgeordnete betreuen innerhalb des Programms „Parlamentarier schützen Parlamentarier“ inhaftierte palästinensische Kolleginnen und Kolle- gen. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages hoffen, dass sich die Frei- lassung von Gilad Shalit und die Freilassung palästinensischer politischer Häft- linge vertrauensbildend für die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern auswirken.

    Berlin, den 26. Oktober 2010
    Dr. Gregor Gysi und Fraktion“

    Sie verlangen es also als „humanitäres Zeichen“ in ihrem Antrag verurteilte Terroristen wie Barghuti freizulassen http://de.wikipedia.org/wiki/Marwan_Barghuthi im Gegenzug zu einer Freilassung eines entführten und entrechteten unschuldigen Wehrdienstleistenden.

  4. „Sie verlangen es also als ‚humanitäres Zeichen‘ in ihrem Antrag verurteilte Terroristen wie Barghuti freizulassen http://de.wikipedia.org/wiki/Marwan_Barghuthi im Gegenzug zu einer Freilassung eines entführten und entrechteten unschuldigen Wehrdienstleistenden.“

    Dieses Verlangen ist im Antrag von CDU, CSU, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen durchaus auch enthalten, bezieht er sich doch auf einen Entschließungsantrag des Europäischen Parlaments, in dem es heißt:

    „Das Europäische Parlament [..] hebt hervor, dass beiderseitige vertrauensbildende Maßnahmen aller Parteien, einschließlich der Freilassung einer bedeutenden Anzahl von palästinensischen Gefangenen, dazu beitragen könnten, eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen, die zur Freilassung von Unteroffizier Shalit führt [..].“

    Das steht – nur anders formuliert – direkt im Antrag von Die Linke, während dies im Antrag der restlichen Fraktionen tatsächlich versteckt wird hinter der irreführenden Formulierung: „Der Deutsche Bundestag begrüßt [..] die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 11. März 2010, die die Freilassung von Gilad Shalit [fordert]“.

  5. shalom ,es ging nicht um shalits,sondern in erster linie um freilassund von terroristen die in israel einsitzen.shallit ist ein gutes druckmittel.der deutschen regierung und das parlament gehtes<<in erster linie um die
    hamas-bande im gazahstreifen. israel ist zweitrangig. gott schütze israel.<<
    shalom karl

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