Faktenschaffen

In wenigen Tagen feiert Israel den 70. Jahrestag seiner Wiedergründung, ein Jubiläum, das auch die Redaktion der in Hamburg erscheinenden Zeit bewegt. »Warum kommt das Land nie zur Ruhe?« fragt sich die Wochenzeitung auf ihrem aktuellen Titel und liefert dortselbst die gewiß durch knallharte Recherchen im »Informationsministerium« in Ramallah untermauerte Antwort gleich mit:

»Einst besiedelten Juden aus aller Welt arabisches Land: Sie schufen einfach Fakten, aus denen der Staat Israel wuchs.«

Was mag vorgehen in Köpfen, die sich solch bösartige Zeilen ausdenken, die zudem an einem Tag erscheinen sollen, an dem Israel der Opfer des Holocaust gedenkt? Ist es eine Unachtsamkeit, die die Redaktion andeuten läßt, es hätte vor siebzig Jahren keine Juden gegeben im damaligen Mandatsgebiet »Palästina«? Ein Versehen, daß Die Zeit auf ihrem Titel Juden zu Usurpatoren erklärt?

Es scheint, als sei Die Zeit jenen auf den Leim gegangen, die die UNESCO, eine angeblich Bildung und Wissenschaft verpflichtete Organisation der Vereinten Nationen, dazu bringen konnten, jüdische Geschichte, Menschheitsgeschichte, einfach zu leugnen. »Juden aus aller Welt« kamen vor sieben Jahrzehnten einfach so ins Land, raubten und »besiedelten [..] arabisches Land«, schufen Israel.

Antisemitismus gilt als »ältester Haß« der Welt. Zu seinem Repertoire gehören Gerüchte über Juden. Wenn Die Zeit die Geschichte Israels zusammenfaßt in der Behauptung, Juden hätten auf »arabischem Land [..] einfach Fakten geschaffen, aus denen der Staat Israel erwuchs«, muß man sich fragen, was daran nicht antisemitisch ist. Die Zeit schafft »Fakten«, indem sie Fakten verleugnet.