Mit einer Karikatur, die Felix Klein, den neuen Beauftragten der deutschen Regierung zur Bekämpfung des Antisemitismus, »an die unerträglichen Zeichnungen der nationalsozialistischen Propaganda« erinnerte, schaffte es die Süddeutsche Zeitung für einige Aufregung zu sorgen. Schon vor ihrer Veröffentlichung in der Redaktion umstritten, war die Zeichnung am Dienstag dennoch erschienen.
Beschämend fiel die erste Reaktion der Tageszeitung aus München auf Proteste aus, der nicht erst seit gestern ein gespanntes Verhältnis zum Judentum und Israel vorgeworfen wird: Chefredakteur Wolfgang Krach räumte ein, die Zeichnung könne möglicherweise antisemitisch aufgefaßt werden. Inzwischen beendete die Zeitung die Zusammenarbeit mit ihrem Karikaturisten Dieter Hanitzsch.
Der hatte bis zuletzt den Charakter seiner Zeichnung bestritten und wurde in dieser Ansicht etwa von Wolfgang Benz unterstützt, einem ehemaligen Antisemitismusforscher, der in der Zeichnung ebenfalls keinen Antisemitismus entdecken wollte, sondern eine unfreundliche Darstellung des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu. Dieter Hanitzsch freilich ist ein Wiederholungstäter.
Schon 2010 zeichnete er für eine Karikatur verantwortlich, die nur schwerlich noch als Kritik israelischer Politik durchgehen kann. Diese Zeichnung, mit der er andeutete, der durch seine Flagge repräsentierte Staat Israel allein sei verantwortlich für Unfrieden und Krieg, zeigte er unwidersprochen als Stammgast und -zeichner der Sendung Sonntags-Stammtisch des Bayerischen Rundfunks.
Mit seiner jüngsten Karikatur zeigt Dieter Hanitzsch, wie verbreitet und zugleich tief verwurzelt antisemitische Vorstellungen in der »eingeborenen« deutschen Bevölkerung sind. Antisemitismus ist eben keineswegs ein allein auf Migration zurückzuführendes Phänomen, als das es einige Rechtsparteien so gern darstellen, um damit letztlich Ressentiments gegen Zuwanderer zu schüren.