Aus unerfindlichen Gründen, die sie aber gewiß für überzeugend hält, glaubt die Regierung in Berlin, die UNRWA sei »ein Stabilitätsfaktor in einer immer wieder von Krisen erschütterten Region«. Das 1949 von den Vereinten Nationen gegründete »Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge leistet«, wie das deutsche Auswärtige Amt auf seiner Website erklärt, »unverzichtbare Hilfe im Nahen Osten«.
Ist die Arbeit der United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East freilich auch »unverzichtbar«, ist sie doch beständig auf Spenden angewiesen, um sie überhaupt finanzieren zu können. Kürzlich veranstaltete die UNRWA daher eine Konferenz in New York, in deren Vorfeld es hieß, ohne zusätzliche Gelder sei der Betrieb ihrer Schulen nicht mehr gewährleistet.
Der Warnruf Pierre Krähenbühls, des Leiters der UNRWA, sollte man meinen, hätte in Berlin hektische Aktivitäten auslösen müssen. Denn dort hält man die UNRWA ja immerhin für so wichtig, daß man 2016 mit beinahe 74 Millionen Dollar der größte ihrer Sponsoren war. Seit 2005 ist die deutsche Regierung zudem im Advisory Board des »Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge« vertreten.
In ihrem Koalitionsvertrag haben die deutschen Regierungsparteien sicher auch nicht grundlos versprochen, »in der EU eine Initiative sowohl zur ausreichenden und nachhaltigen Finanzierung als auch der Reform des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten [zu] ergreifen«. Doch nun, da die UNRWA in höchster Finanznot schwebt, bleibt Berlin ruhig.
Die letzte zweistellige Millionenspende, die die UNRWA aus Deutschland meldet, stammt aus dem vergangenen Dezember. Wo also bleibt die angekündigte Initiative auf EU-Ebene, da zu befürchten ist, daß die »unverzichtbare« UNRWA ihre Schulen nach den Sommerferien schließen muß? Oder sollte man hoffen, es hätte sich endlich bis ins Kanzleramt herumgesprochen, was dort gelehrt wird?