In wenigen Tagen soll, ist zu hören, eine Gruppierung Juden in der AfD innerhalb der sich als Alternative für Deutschland verstehenden Partei ins Leben gerufen werden. Daß sich Juden finden, die sich an diesem Manöver beteiligen, ist traurig, aber kaum überraschend: Irren ist menschlich; und so gibt es auch Juden, die glauben, antisemitische Tendenzen in der AfD ignorieren zu können.
Es gibt in allen deutschen Parteien teils sehr prominente Mitglieder, die trotz antisemitischer Ansichten nicht sanktioniert wurden und werden. Und doch sind Juden Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, CDU, CSU, Die Linke, FDP, SPD und wie sie sonst noch heißen mögen. Weshalb also sollten Juden nicht auch in der AfD mitwirken, die sich – öffentlich – ja gegen Judenhaß positioniert?
Während freilich die anderen Parteien in Deutschland mehr oder minder etabliert sind, ist die AfD eine noch recht junge Partei, deren Zukunft trotz gegenwärtiger Erfolge nicht unbedingt gesichert scheint. Und man kann nur hoffen, daß sie tatsächlich keine Zukunft hat. Zugleich hat die AfD sich seit ihrer Gründung immer weiter von vielleicht gerade noch akzeptablen Ansichten entfernt.
Gemäßigte Mitglieder kehren der Partei zunehmend den Rücken, das Buch einer dieser Aussteigerinnen, das einige interessante Innenansichten bietet, ist ein Bestseller. Die verbliebenen und neuen Mitglieder der Partei haben aber ein Interesse daran, als salonfähig zu gelten. Und da kommen ihnen ein paar Juden recht, die ihrer politischen Heimat bereitwillig den Koscher-Stempel verleihen.
Daß sie sich als nützliche Idioten einer Partei andienen, die Gesellschafts- und Demokratiefähigkeit in zunehmendem Maß nur noch vortäuschen kann, muß den Juden in der AfD bewußt sein. Sie tragen dazu bei, daß die Partei sich bürgerlich geben kann, wo von Bürgerlichkeit doch längst keine Spur. Haben »die Etablierten« Geburtshilfe nicht mehr nötig, leisten die Juden in der AfD sie. Schade.