Ayelet Shaked hat noch viel vor. Die von der Justizministerin seit ihrer Berufung in das Amt im Mai 2015 vorangetriebene Reform des israelischen Rechtssystems ist noch nicht vollendet. Damit die konservative Politikerin ihr freilich umstrittenes Projekt fortsetzen kann, das etwa eine Schwächung des Obersten Gerichtshofs umfaßt, hofft sie auf eine Bestätigung in den anstehenden Knesset-Wahlen.
Mit einem Werbespot, den sie auf Twitter veröffentlichte, ist es ihr nun gelungen, in Israel und über die Grenzen des jüdischen Staates hinaus für Aufmerksamkeit zu sorgen. Mit dem kurzen Clip nach dem Vorbild einer Werbung für ein Parfüm setzt sie sich auf durchaus nicht eben einfallslose Weise mit ihren Kritikern auseinander, die in ihren politischen Vorstellungen faschistische Züge sehen.
Am Ende ihres Werbefilms besprüht die sich als Model inszenierende Ayelet Shaked sich mit dem Duft der Marke »Faschismus« und erklärt: »Riecht für mich eigentlich nach Demokratie«. Es gelingt ihr damit gewiß, ihre Kritiker als Hysteriker zu verspotten. Allerdings stellt sich doch die Frage, ob die Koketterie der Politikerin mit »Faschismus« wirklich eine angemessene Antwort ist.
Denn ihr Urteil über »Faschismus« läßt sich ja eben auch als Verharmlosung des Faschismus lesen, als Verhöhnung demokratischer Werte. Wenn Faschismus der Politikerin demokratisch vorkommt, wäre es nämlich angebracht, entzöge ein verantwortungsbewußter Premier ihr sofort das Ressort. Wollte Ayelet Shaked provozieren, ist ihr das gelungen, sie schießt aber weit über das Ziel hinaus.