Während die Bürger Israels am Dienstag ganz selbstverständlich von ihrem Recht Gebrauch machten, in freien Wahlen über die Zukunft ihres Landes mitzuentscheiden oder auch sich an der Parlamentswahl nicht zu beteiligen und einfach einen freien Tag zu genießen, können die von der PLO angeblich repräsentierten »Palästinenser« von solchen Möglichkeiten nach wie vor nur träumen.
Sie haben untereinander zerstrittene »Führungen«, die sich je selbst ernannt haben und dort, wo sie herrschen, in Gaza und den umstrittenen Gebieten, jeden Versuch einer Demokratisierung brutal bekämpfen. Müßten sie sich vor ihren Untertanen in Wahlen, die diese Bezeichnung verdienen, rechtfertigen, würden die sie, die PLO in Ramallah wie die Hamas in Gaza, zum nächsten Teufel jagen.
Nach einer repräsentativen Umfrage, die das Jerusalem Media and Communication Centre (JMCC) am Wahltag in Israel veröffentlichte, wünschen sich mehr als 4 von 5 befragten »Palästinensern« Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. In Gaza sprachen sich mehr als 90 Prozent der Umfrage-Teilnehmer dafür aus, in den von der PLO »regierten« Gebieten waren es 77,8 bzw. 84,8 Prozent.
Zugleich zeigen die Umfrageergebnisse auch, daß es sehr vielen »Palästinensern« nicht bloß darum geht, daß sich die, die derzeit vorgeben, sie zu vertreten, einem demokratischen Wettbewerb stellen. Beinahe jeder dritte Befragte würde ob des aktuellen Angebots an »Parteien« nicht abstimmen, 38,9 Prozent der »Palästinenser« im Gebiet der PA, 19,6 Prozent derer, die in Gaza leben. Das Mißtrauen der »Palästinenser« gegenüber ihren »Führern« also sitzt tief, ein Ruf, der freilich auch verdient ist.
Um so bedauerlicher ist, daß insbesondere die PLO-Clique um »Palästinenserpräsident« Abu Mazen international noch immer als die »einzige legitime Vertreterin palästinensischer Interessen« wahrgenommen und umworben wird, als die sie sich selbst bezeichnet. Falls sie es je überhaupt war, ist diese Zeit längst vorbei. Es ist im Interesse der »Palästinenser« überfällig, sie daran zu erinnern.