Ende 2017 ergab eine von der Regierung in Beirut gemeinsam mit dem »Amt für Statistik« des Regimes in Ramallah organisierte Bevölkerungszählung, daß im Libanon nicht ganz 175.000 »palästinensische Flüchtlinge« leben. Das »Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge«, die UNRWA, meldete damals hingegen 449.957 »registrierte Flüchtlinge«, aktuell sogar 469.555.
Wie es zu der nicht eben unauffälligen Abweichung der Angaben der UN-Agentur von den offiziellen der libanesischen Regierung (und der PA) kam und kommt, ist ein seither ungelöstes Rätsel. Die unterschiedlichen Zahlen und das Schweigen der UNRWA darüber legen aber nahe, daß am Montag laut gewordene Vorwürfe gegen das »Hilfswerk« allenfalls die Spitze eines ganzen Eisbergs sind.
Wie zunächst Al Jazeera meldete, stellen interne Ermittler vor allem der internationalen Leitung der UNRWA in einem Bericht an UN-Generalsekretär António Guterres ein vernichtendes Zeugnis aus. Von Vetternwirtschaft ist da die Rede, von Schikane und Diskriminierung zum persönlichen Vorteil, von sexuellem Fehlverhalten. Und im Zentrum der Kritik steht UNRWA-Chef Pierre Krähenbühl.
Kündigte der deutsche UNRWA-Funktionär Matthias Schmale Anfang Juli in einem Interview eine »Hungerkatastrophe« in Gaza an, sollten seiner Organisation die Mittel gekürzt oder gar gestrichen werden, zeigen die Prüfberichte, aus denen auch die Nachrichtenagentur AFP zitiert, daß das mögliche Leid von »Palästinensern« von denen, die es zu lindern vorgeben, geschickt ausgebeutet wird.
So soll für eine Freundin des aus der Schweiz stammenden Pierre Krähenbühl der Posten einer Beraterin geschaffen und »äußerst schnell« an sie vergeben worden sein. »Auf diese Weise habe sie«, so formuliert es die Deutsche Welle, den UNRWA-Chef bei Business-Class-Flügen rund um die Welt begleiten können.« Der laufenden Ermittlungen wegen verweigert die UNRWA Auskünfte.
Ist das Mandat der UN-Agentur, das übrigens noch in diesem Jahr von den Vereinten Nationen um weitere drei Jahre verlängert werden soll, darauf ausgelegt, das Problem der »Palästina-Flüchtlinge« nicht etwa zu lösen, sondern es zu verschärfen, zeigt sich nun, daß ihr Führungspersonal charakterlich offenbar bestens gerüstet ist, die Erfüllung dieser Aufgabenstellung zu gewährleisten.
Daß die Schweiz in einer ersten Reaktion ihre Unterstützung der UNRWA ausgesetzt hat, wird man bei dem »Hilfswerk« mit Achselzucken zur Kenntnis nehmen. Die für 2019 zugesagten Zahlungen sind überwiesen. Und falls wieder Bedarf besteht, wissen Pierre Krähenbühl & Co. aus Erfahrung, wie sich mit Schreckensszenarien und Antiamerikanismus weitere Unterstützung mobilisieren läßt.