Heuchler

Heiko Maas, der Außenminister der Regierung in Berlin, ist zu einem dreitägigen Besuch in Japan eingetroffen, wo sich am Wochenende die Außenminister der G20-Mitgliedsstaaten treffen. Bevor er zum Außenministertreffen nach Nagayo weiterreiste, besuchte der Sozialdemokrat Hiroshima, um dort »der Opfer der Katastrophe [zu] gedenken, die sich im kommenden Jahr das 75. Mal jährt«.

Mit seinem Besuch in Hiroshima will der Minister, wie es auf der Website seines Auswärtigen Amts heißt, »ein Zeichen für nukleare Abrüstung zu setzen«, zusammen mit Nagasaki stehe die Stadt »für das gewaltige Leid, das der Einsatz von Nuklearwaffen über viele Menschen gebracht« habe. Und das ist das Problem an Heiko Maas »Zeichen«: Es blendet die Vorgeschichte der »Katastrophe« aus.

In Hiroshima und Nagasaki inszeniert sich Japan bis heute als Opfer, während es zugleich sich weigert, Verantwortung zu übernehmen für jene Verbrechen, die das Kaiserreich an der Seite Deutschlands und Italiens im Zweiten Weltkrieg beging oder seinen Verbündeten ermöglichte, Verbrechen, die nicht zuletzt auch in den Abwurf von Atombomben über Hiroshima und Nagasaki mündeten.

Die amerikanischen Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki – Japan hatte den USA mit ihrem Angriff auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 den Krieg erklärt – halfen, das Ende der japanischen Schreckensherrschaft zu beschleunigen, den Kaiser zur Kapitulation zu zwingen. Einen Monat nach den Atombombenabwürfen endete der Zweiter Weltkrieg mit Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde.

Mit seiner verantwortungslosen Visite in Hiroshima stärkt Heiko Maas die Kräfte in Japan, die bis heute den Zeiten hinterhertrauern, in denen Truppen des Kaiserreichs während des Großasiatischen Kriegs zahlreiche Länder in Ostasien brutal unterwarfen, über Jahre rücksichtslos ausbeuteten, ungesühnte Verbrechen, die Millionen Menschen mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben bezahlten.

Es sind diese Opfer, die der deutsche Außenminister mit seinem geschmacklosen »Gedenken« zum Auftakt seines Besuchs in Japan verhöhnt, zumal das Zeichen, das er damit setzen will, auch unabhängig davon kaum glaubwürdig ist: Ist es nicht das gerade vom deutschen Auswärtigen Amt betriebene Appeasement gegenüber Teheran, das den Weg bereitet für dessen atomare Bewaffnung?