Ablenkungsmanöver

Die Regierungen in Berlin, London und Paris haben dem Regime in Teheran in einem gemeinsamen Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres vorgeworfen, mit seiner fortgesetzten Entwicklung kernwaffenfähiger Raketen gegen die Resolution 2231 zu verstoßen, mit der im Juli 2015 der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Joint Comprehensive Plan of Action angenommen hatte.

In dem Abkommen wird die Islamische Republik Iran auch »aufgefordert [..], keine Tätigkeiten im Zusammenhang mit ballistischen Flugkörpern durchzuführen, die dazu angelegt sind, Kernwaffen zum Einsatz bringen zu können, einschließlich Starts unter Verwendung von Technologie für solche ballistischen Flugkörper«, verstößt aber nach Ansicht der drei Absender des Schreibens dagegen.

Der jüngste Brief aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien folgt einem ähnlichen Schreiben an António Guterres, das bereits im März verfaßt wurde. Beide Dokumente belegen den Irrsinn, der die europäische Politik gegenüber der Islamischen Republik prägt: Berlin, London und Paris wissen, daß Teheran nicht zu trauen ist, machen den Mullahs aber immer weitere Zugeständnisse.

Erst wenige Tage ist es her, daß die Absender der Schreiben sich über weitere Unterstützung für den von ihnen ersonnenen Instex-Mechanismus freuten. Mit seiner Hilfe sollen amerikanische Handelssanktionen gegen das iranische Kernwaffenprogramm umgangen und Geschäfte mit Teheran ermöglicht werden. Statt Washington zu unterstützen, belohnt Instex den offen betriebenen Bruch des JCPOA.

Der jüngste Brief aus Berlin, London und Paris ist daher ein ebenso dreistes wie entlarvendes Ablenkungsmanöver. Indem sie mit ihm die Verantwortung auf UN-Generalsekretär António Guterres abwälzen, versuchen Deutschland, Frankreich und Großbritannien davon abzulenken, daß es längst an ihnen wäre, Strafmaßnahmen gegen Teheran einzuleiten. Sie sind aber lieber Alliierte der Mullahs.