Nachdem er bereits kurz zuvor mit Äußerungen über angeblich am Holocaust beteiligte »jüdische Täter« parteiübergreifende Empörung in Israel ausgelöst hatte, hat der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki in München einen Kranz an einem Grab von Kämpfern der Brygada Świętokrzyska niedergelegt, die im Zweiten Weltkrieg auch mit mit den deutschen Besatzern kollaborierte.
Die Brygada Świętokrzyska ging gegen Kommunisten vor und kämpfte gegen sowjetische Partisanen. Vor der vorrückenden Roten Armee zogen sich ihre Kämpfer schließlich mit Genehmigung der Deutschen Wehrmacht in das noch nicht befreite »Protektorat Böhmen und Mähren« zurück, Verbindungsoffiziere von Wehrmacht und Gestapo an ihrer Seite und deutsche Rationen im Gepäck.
Die verleumderischen Behauptungen Mateusz Morawieckis und seine geschmacklose Ehrung von Nazi-Kollaorateuren sind nur der jüngste Tiefpunkt in einer ganzen Reihe von Versuchen der nationalistischen Regierung in Warschau, Geschichte umzuschreiben oder auszulöschen: Dem »Holocaust-Gesetz« folgte erst vor kurzem die Einstellung der Arbeiten an einem Restitutionsgesetz.
Polen ist der einzige europäische Staat, der keine Regeln für den Umgang mit während der deutschen Besatzung geraubtem Besitz hat. Schloß ein im Oktober 2017 vorgelegter Gesetzentwurf die Durchsetzung von Restitutionsansprüchen »nur« nahezu aus, macht eine fehlende Gesetzesgrundlage sie unmöglich. Polen will offenbar von Verbrechen profitieren, die Deutsche an Juden begingen.
So stellt sich unter der nationalistischen Regierung Mateusz Morawieckis noch das heutige Polen schamlos an die Seite von Verbrechern, mit deren Taten es doch nichts zu tun haben will. Mit seinem Kranz für die Brygada Świętokrzyska hat der PiS-Politiker sich und die Politik seiner Partei demaskiert. Skandalös, daß er auf seinem Irrweg mit keinerlei Einspruch aus Berlin rechnen muß.