Am Montag findet die Wahl zur 23. Knesset statt, die erste Parlamentswahl in Israel in diesem Jahr, die dritte innerhalb von zwölf Monaten. Und nach letzten Umfragen, deren Ergebnisse am Donnerstag und Freitag veröffentlicht wurden, wird wohl auch auf diese Wahl die baldige Verkündung eines neuen Wahltermins folgen. Ein Wahlgewinner ist nicht auszumachen, beide Lager etwa gleich stark.
Und selbst wenn der bislang amtierende Premier Benjamin Netanjahu einen knappem Vorsprung erringen sollte, würden seine Versuche zur Bildung einer regierungsfähigen Koalition vom gegen ihn laufenden Verfahren, in dem ihm Betrug, Bestechlichkeit und Untreue vorgeworfen werden, überschattet: Zwei Wochen nach der Wahl beginnt in Jerusalem der Prozeß gegen den Likud-Politiker.
Ließ der israelische Premier die Wahl im vergangenen April ausrufen, weil er sich von deren Ausgang eine überwältigende Bestätigung im Amt erhoffte, um letztlich einer Anklage zu entgehen, könnte der Prozeß nun für einen – mehr oder minder freiwilligen – Rückzug Benjamin Netanjahus aus der Politik sorgen, was eine neue Ausgangslage für die dann bevorstehende Wahl schaffen würde.
Gleichgültig, ob die Wahl am Montag Benjamin Netanjahu, dessen Verdienste um Israel gleichwohl nicht vergessen werden sollten, einen Erfolg bescheren wird oder nicht, die nächste dürfte sich dann endlich nicht mehr »nur« um ihn und sein Schicksal drehen, sondern um für Israel bedeutendere Fragen. Insofern sollte man sich vielleicht sogar freuen, würde die 24. Knesset noch 2020 bestimmt.