Israelische Medien orakeln, die Außenminister der Europäischen Union könnten sich am kommenden Freitag nicht auf eine von allen Mitgliedsstaaten getragene (Vor-)Verurteilung Jerusalems einigen, wie sie etwa vom Regime der PLO in Ramallah gefordert wird. Sollten sich diese Berichte bestätigen, wäre dies freilich dennoch kein Grund zu vorschneller Zufriedenheit oder gar für Jubel.
Die Einheitsregierung in Jerusalem hat bekanntlich in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, den Geltungsbereich israelischer Souveränität auf von Juden bewohnte Gegenden in den umstrittenen Gebieten auszudehnen. Mit der Umsetzung dieses Vorhabens, das die »Palästinenserführung« und viele europäische Regierungen mehr oder weniger offen ablehnen, könnte sie schon im Juli beginnen.
Die Europäische Union soll sich daher, geht es nach diesen notorisch »israelkritischen« Kräften, bereits jetzt deutlich dagegen positionieren, Jerusalem mit Strafmaßnahmen drohen oder diese gegebenenfalls sogar umsetzen. Dafür jedoch ist innerhalb der EU ein einstimmig gefaßter Beschluß notwendig, den einige vor allem osteuropäische israelfreundlichere Regierungen verhindern könnten.
Daß es sich dabei aber um Regierungen handelt, die recht eigenwillige Vorstellungen haben von Demokratie, ist wenig erfreulich. Daß es ausgerechnet die »schwarzen Schafe« Ungarn und Polen sein könnten, die mit ihrem Veto die EU davon abhalten, ihr antisemitisches Wesen zu zeigen, wäre eine allzu traurige Ironie – gerade jene als Retter der EU-Fassade, die doch als »uneuropäisch« gelten.