Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach andauernden Protesten in Tel Aviv gegen seine Politik frühere Vorwürfe gegen israelische Medien wiederholt. Diese würden durch die gezielte Verbreitung falscher oder verfälschter Meldungen Menschen gegen ihn und seine Regierung aufhetzen. Selbst die nordkoreanische Propaganda, meinte der Likud-Politiker, könnte noch von Israels Medien lernen.
Es ist ein nicht bloß in Israel beliebter »Sport« zu sein, angeblich mißgünstig gestimmte Medien zu beschimpfen und »Kampagnen« zu beklagen, zu denen sie sich verabredet hätten. Auch Benjamin Netanjahu präsentierte sie im Laufe seiner langen politischen Karriere immer wieder als Sündenbock, wenn etwas nicht wie erhofft lief, in den letzten Monaten aber häuften sich seine Angriffe besonders.
Dabei sind gerade israelische Medien in ihrer Meinungsvielfalt, die freilich auch scharfe und zugespitzte Kritik an der ebenso Regierung einschließt wie an der Opposition, beispielgebend. Freie Medien sind ein Kennzeichen von Demokratien, ohne sie ist Demokratie mindestens so undenkbar wie ohne streitende Parteien. Es zeugt daher nicht eben von Selbstvertrauen, sie pauschal zu verunglimpfen.
In Nordkorea gibt es keine unabhängigen Medien, keinen öffentlich ausgetragenen Streit um politische Entscheidungen, keine Investigativmedien, die auch und gerade das Handeln von Regierungen hinterfragen, sondern bloß Propaganda. Fällt einem Regierungschef mit langer Erfahrung nichts anderes mehr ein als solche »Komplimente«, blamiert ihn das mehr als die, die er damit zu treffen hofft.