Fehlentscheidung

Seit einigen Stunden schweigen in der jüngsten Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas die Waffen. Die international begrüßte Waffenruhe wurde von Ägypten vermittelt und hält seit ihrem Beginn in der Nacht zum Freitag bislang an. Die breite internationale Begeisterung sollte allerdings nicht davon ablenken, daß mit ihr allenfalls Zeit erkauft, aber kein Problem gelöst werden dürfte.

Die Hamas und der mit ihr verbündete Islamic Jihad, beide sind inzwischen Auftragnehmer des Regimes in Teheran, mögen Verluste erlitten haben – an Personal, Infrastruktur und, nicht zuletzt, Waffenvorräten -, sie haben jedoch zugleich zugleich an Ansehen gewonnen. Statt geächtet zu werden, verfolgt, werden die Islamisten als »Partei« aufgewertet, mit denen Gespräche schon als zumutbar gelten.

Schon gibt es Aufrufe, Hamas und Israel sollten Verhandlungen führen über die »Ursachen« ihres Konflikts. Gleichzeitig wird bereits wieder Geld für einen »Wiederaufbau« in Gaza gesammelt und zugesagt, noch bevor die Islamisten sich auch nur Fragen der »eigenen« Bevölkerung stellen müssen, ob es das wert war, ganz zu schweigen davon, international zur Verantwortung gezogen zu werden.

Für die Hamas, die vor wenigen Tagen mit ihren Raketen Jerusalem unter Beschuß nahm und damit die jüngsten militärischen Auseinandersetzungen auslöste, ist diese Waffenruhe, hält sie, eine willkommene Pause, die sie – mit gestärktem Ansehen – zur Regeneration nutzen wird, zur Vorbereitung ihres nächsten »Sieges« und zum Ausbau ihrer Macht – auch und gerade gegenüber dem PLO-Regime.

Vorprogrammiert scheint damit schon jetzt die nächste bewaffnete Auseinandersetzung. Mit einer Waffenruhe zum jetzigen Zeitpunkt wurde höchstens etwas Zeit gekauft, statt die Terroristen in der Tat so sehr zu schwächen, daß sie es auf lange Zeit nicht wagen, erneut Israel zu attackieren. Die Sicherheit weiter Teile der israelischen Bevölkerung hängt weiterhin vom Willen der Hamas ab, sie ist noch zu Entscheidungen fähig. Vernünftiger wäre, den militärischen Druck auf die Terroristen zu erhöhen.