Es ist ein unter leidenschaftlichen »Israelkritikern« beliebter rhetorischer Kniff zu fragen, wie wohl die Reaktion aussähe, passierte dies oder jenes Juden und nicht den »Palästinsern«, die so zu »den Juden von heute« hochgestapelt werden. Asa Winstanley, der sich »investigativer Journalist« nennt, hat diese Frage wieder aufgeworfen, nachdem einige Irre in Jerusalem »Tod den Arabern« skandierten.
Was wäre, fragt nun also der in London lebende Autor der »preisgekrönten Website Electronic Intifa«, was wäre geschehen, hätten Demonstranten unter den Augen britischer Polizisten gerufen, »Tod den Juden«? Was wäre gewesen, spinnt er sein »Gedankenexperiment« weiter, wäre die Polizei nicht etwa gegen rassistische Schreihälse vorgegangen, sondern gegen ein paar wenige Gegendemonstranten?
Ein paar rechtsextreme Juden, Sicherheitskräfte, die zurückhaltend oder nicht gegen sie und ihre Parolen vorgehen, sondern gegen antirassistischen Gegenprotest, und ein eher leises internationales Echo – es ist klar, worauf der »investigative Journalist« abzielt. Asa Winstanleys Empörung ist freilich geheuchelt, ihm geht es nicht um Opfer von Rassismus, sondern darum, Juden zu verleumden und Israel.
Die israelische Politik, auch die rechte, hat allerdings deutlich gemacht, daß sie den Rassismus der Schreihälse nicht teile, schon gar nicht unterstütze. Doch auch darüber hinaus ist das »Gedankenexperiment« des Autors erbärmlich: Was hat es denn in der Tat für Folgen, werden, etwa in Deutschland, »Juden ins Gas« gewünscht? Was geschieht, beschließen Polizisten, Davidsterne könnten »provozieren«?
Und was schrieb denn er, Asa Winstanley, als vor wenigen Wochen in Dresden ein antisemitischer Mob sich erst an Gegendemonstranten austoben durfte, bevor die auch noch mit Platzverweisen bedacht wurden und bevor die »Demonstration« schließlich wegen Verstößen gegen Hygieneauflagen aufgelöst wurde? Nein, »Palästinenser« sind nicht »die Juden von heute«. Das sind – noch immer – Juden.