Begleitet von Ermahnungen, sich mit Meinungsäußerungen zurückzuhalten, treffen in diesen Tagen die Teilnehmer der XXIV. Olympischen Winterspiele in der Volksrepublik China ein. Schon finden in Peking die ersten Wettkämpfe statt, die Eröffnungsfeier ist für Freitag angesetzt. Während viele demokratische Staaten die Winterspiele »diplomatisch« boykottieren, konnte Berlin sich nicht dazu durchringen.
Zwar hat kein Vertreter der Regierung in Berlin seinen Besuch in Peking angekündigt, die Gelegenheit, sich dem von der Regierung in Washington initiierten »diplomatischen Boykott« der Olympischen Winterspiele anzuschließen und so zumindest ein kleines Zeichen für Menschenrechte zu setzen, hat die von Kanzler Olaf Scholz geführte Koalitionsregierung allerdings ungenutzt verstreichen lassen.
Ein Boykott, der nicht von den wichtigsten Protagonisten der Olympischen Winterspiele, den Sportlern, nicht getragen wird, ist zwar ohnehin allenfalls ein halbherziger, die wütenden Reaktionen des Regimes in Peking auf dessen Ankündigung belegten freilich dennoch, daß die von dem »diplomatischen Boykott« ausgehende Botschaft in der Volksrepublik durchaus ankommt und richtig verstanden wird.
Müssen sich Sportler die Frage gefallen lassen, weshalb sie sich von einem korrupten Internationalen Olympischen Komitee haben an China verkaufen lassen, wiegt das Schweigen der deutschen Regierung noch schwerer. Sie hätte sich Paris anschließen können, das dem Sport den politischen Charakter abspricht, oder eben Washington. Daß es aber weder für die eine noch die andere Position reichte, ist erbärmlich.