Nach einem »Staatsbegräbnis« am Donnerstag in Ramallah ist die am Mittwoch in Jenin unter umstrittenen Umständen getötete Journalistin Shireen Abu Akleh am Freitag in Jerusalem beigesetzt worden. Erste Untersuchungen des Vorfalls durch die israelischen Streitkräfte konnten die Frage nicht klären, ob die Journalistin durch eine »palästinensische« Kugel getötet wurde oder durch israelisches Feuer.
Das Regime in Ramallah konnte seine Behauptung, für den Tod Shireen Abu Aklehs seien die israelischen Streitkräfte verantwortlich, denn zwischenzeitlich so wenig belegen wie Al Jazeera, der Sender im Besitz des Regimes in Doha, für den die Journalistin tätig war, Beweise für seine Darstellung vorlegte, Shireen Abu Akleh sei Opfer eines »kalblütigen Mordes« durch israelische Schützen geworden.
Während die »Palästinenserführung« um »Präsident« Abu Mazen gemeinsame Untersuchungen des Geschehens ebenso verweigert wie »unabhängige«, die derweil verschiedene Regierungen verlangten, und damit ein nicht eben überbordendes Interesse an der Wahrheit offenbart, demonstrieren auch als einigermaßen »renommiert« geltende Journalistenverbände die Gelegenheit nicht aus, sich bloßzustellen.
Die »Reporter ohne Grenzen« etwa entblöden sich nicht, ohne jeden weiteren Beweis festzustellen, »dass die israelische Armee mutmaßlich palästinensische Berichterstattende ins Visier genommen hat«. Wie entsteht wohl die »Rangliste der Pressefreiheit«, die die Organisation jährlich vorstellt? Wie glaubwürdig ist nach einer solchen Behauptung die Forderung nach einer »unabhängige[n] Untersuchung«?
Die »Reporter ohne Grenzen« sind nur eine von zahlreichen Interessenvertretungen von Journalisten, die sich mit ganz ähnlich klingenden Statements blamieren und bloßstellen. Sie tragen damit nicht nur dazu bei, Antisemitismus zu verbreiten. Vor allem wecken sie so Zweifel an ihrer eigenen Professionalität, auf deren Annahme der besondere Schutz, den Medien in Konflikten beanspruchen, beruht.