An diesem Montag kommt, sofern das Treffen nicht noch kurzfristig verschoben wird, der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien zusammen, um über den Stand der Umsetzung des Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) durch Teheran zu beraten. Das 2015 geschlossene Abkommen soll(te) den Aufstieg der Islamischen Republik Iran zu einer Atommacht verhindern.
Die IAEA hat in ihrem jüngsten Bericht dem islamistischen Regime den weiteren massiven Ausbau seines Atomprogramms und den Besitz einer »signifikanten« Menge angereicherten Urans bescheinigt. Ab dem Erreichen dieser Schwelle kann »die Möglichkeit der Herstellung von Kernsprengstoff« durch die Islamische Republik von der Internationalen Atomenergiebehörde »nicht ausgeschlossen werden«.
Zugleich beklagt IAEA-Chef Rafael Grossi, daß Teheran seiner Behörde weiter zufriedenstellende Auskünfte zu wichtigen Fragen verweigere und sich auch sonst nicht eben kooperativ zeige. So darf die IAEA vertragswidrig nach wie vor nicht auf die Daten ihrer Überwachungskameras an Standorten des iranischen Atomprogramms zugreifen. Angaben der UN-Behörde sind daher eher vorsichtige Schätzungen.
Zuletzt war zudem bekannt geworden, daß Teheran sich bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten Einblicke in Interna der IAEA verschaffen und dank der dadurch erworbenen Kenntnisse die Behörde manipulieren konnte. Bei seinem Treffen wird dem IAEA-Gouverneursrat daher kaum eine andere Möglichkeit bleiben, als mit einer ungewöhnlich scharfen Verurteilung Teherans auf dessen Verstöße zu antworten.
Hatte das islamistische Regime in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich versucht, durch kleinere Zugeständnisse und Versprechungen einer solchen Verurteilung zu entgehen, die Sanktionen begründen könnte, setzt es nun auf verschärfte Konfrontation. Rafael Grossi betreibe »eine Kampagne gegen Iran«, behauptet die Tehran Times, während Kayhan die IAEA gar unter dem Einfluß von »Zionisten« sieht.
Verbunden mit der Ankündigung »einer verhältnismäßigen, wirksamen und sofortigen [iranischen] Reaktion« stellen diese antisemitischen Angriffe auf die Behörde eine weitere Herausforderung für deren Gouverneursrat dar. Von seiner Antwort auf sie, von der Entschlossenheit besonders seiner westlichen Mitglieder dürfte auch abhängen, ob die Wiener Gespräche über den JCPOA doch noch einen Sinn bekommen.