Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, fest steht aber bereits jetzt, daß die Kongreßwahlen in den Vereinigten Staaten am vergangenen Dienstag anders ausgegangen als vielerorts erwartet, mancherorts befürchtet und andernorts erhofft. Der vorhergesagte »rote Tsunami« ist ausgeblieben, statt Freudenfeste zu feiern »tobt« der republikanische Gottseibeiuns Donald J. Trump, wie das Boulevard wissen will.
Der gegenwärtig absehbare Ausgang der Midterms ist allerdings weniger für den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Blamage, sondern vor allem für »Experten« und deren Multiplikatoren, die mit ihren Vorhersagen die Realität deutlich verfehlten. Paßt die Praxis erneut nicht zur Theorie, drängt sich doch die Frage nach den Qualifikationen derer auf, die die »rote Welle« an alle Wände kritzelten.
Worauf beruhten all die Prognosen, die einen republikanischen Durchmarsch vorhersagten und mit ihm einen unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang? Und woher kam die Bereitschaft wohl nahezu aller Medien, auf ihrer Basis finstere Dystopien herbeizuhalluzinieren? Sind die Amerikaner unberechenbar oder ist der offenkundige »Irrtum« der »Experten« und ihrer Auftraggeber Beleg für deren Vorurteile?
Freilich, wer heute heute triumphiert, »Donald Trump tobt und schreit«, dem ist wahrscheinlich gar nicht mehr zu helfen. Wer den Ausgang der Kongreßwahlen auf die Frage reduziert, ob der Donald J. Trump gefallen könnte oder nicht, sucht nicht nach Erkenntnissen, sondern Bestätigung antiamerikanischer Ressentiments. Vom tristen Mainstream abweichende Ausnahmen bestätigen die europäische Blamage.