»Recherche«, heißt es im nicht erst gestern formulierten Pressekodex des Deutschen Presserats, sei ein »unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt«. »Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen« seien, heißt es weiter, »mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben«, »unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen« seien »als solche erkennbar zu machen«.
Als der Deutschlandfunk verkündete, »bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen sind in einem Krankenhaus nach Angaben der Hamas hunderte Menschen getötet worden«, hat der Kölner Sender es nach eigenen Angaben nicht besser gewußt. Man habe, wie es in einer Reaktion auf Nachfragen heißt, »auf Basis der Nachrichtenlage zu diesem Zeitpunkt von einem israelischen Angriff gesprochen«, eigentlich also alles richtig gemacht.
Denn auch wenn »inzwischen [..] der Informationsstand anders« sei, sieht man bei dem öffentlich-rechtlichen Programm offenbar keinen Grund, Bedauern zu äußern oder gar um Entschuldigung für einen Fehler zu bitten. Mit einem lapidaren Satz ist für die Kölner der Vorgang erledigt: »Wir haben den ursprünglichen Post daher gelöscht«. Überhaupt nicht »gelöscht« sind jedoch die Folgen dieser Mißachtung elementarer Grundregeln des Journalismus’.
In vielen Orten im Sendegebiet des Deutschlandfunks rotteten sich Sympathisanten der Hamas zusammen, hetzten gegen Juden und Israel oder griffen Juden sowie jüdische und israelische Einrichtungen an. Und in den Köpfen vieler Konsumenten des Kölner Senders, für den die Hamas eine glaubwürdige Quelle scheint, wohl auch noch auf Dauer Wirkung entfalten. Eine (Mit-)Verantwortung dafür nicht einmal einzuräumen, das ist ein Skandal.