Schlagwort: Frankreich

Teherans Komplizen

Mitte Januar sahen sich die E3, europäischen Vertragsstaaten des Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA), gezwungen, wegen der fortdauernden Verstöße Teherans den in der 2015 geschlossenen Vereinbarung für solche Fälle vorgesehenen Mechanismus zur Streitbeilegung zu aktivieren. Und es ist davon auszugehen, daß Berlin, London und Paris sich nicht eben begeistert dazu entschlossen.

Noch in seiner am 14. Januar veröffentlichten Erklärung macht exemplarisch das Auswärtige Amt deutlich, wie schwer es der Regierung in Berlin fiel, sich zu dieser nicht nur berechtigten, sondern vor allem überfälligen Entscheidung durchzuringen. Die iranischen Verstöße gegen den JCPOA waren inzwischen zu schwer, als daß man sie noch ignorieren konnte, ohne selbst an Glaubwürdigkeit einzubüßen.

Insbesondere vor diesem Hintergrund muß freilich verwundern, daß sich seit Januar offenbar wenig getan hat. Sollte in der Theorie binnen 15 Tagen eine Entscheidung über den Streitfall getroffen worden sein, scheint sie auf unbestimmte Zeit vertagt. Das Mullah-Regime verstößt derweil jeden Tag weiter gezielt gegen den JCPOA und läßt keinen Zweifel daran, daß es diesen Kurs fortsetzen will.

Lassen die E3 – Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich – sich den offen betriebenen Bruch des JCPOA weiter bieten, weil sie im Vertrauen auf dessen Mechanismen nicht aus dem Abkommen aussteigen wollen. Statt das Schlichtungsverfahren für gescheitert zu erklären, was angesichts der faktischen Lage leicht zu begründen wäre, bestärkt ihre Passivität das Regime in Teheran.

Statt das islamistische Regime in Teheran für dessen massive und folgenreiche Vertragsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen und zu ächten, umwerben sie es weiter, wie der von ihnen jüngst gefeierte »Erfolg« für Instex zeigt. Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich sind damit unübersehbar zu Komplizen der Mullahs bei deren Bemühungen um eigene Kernwaffen verkommen.

Legitimationshilfe

Das Berliner Auswärtige Amt hat am Dienstag darüber informiert, daß »INSTEX seine erste Transaktion erfolgreich durchgeführt« und »so die Ausfuhr medizinischer Güter aus Europa nach Iran ermöglicht« habe. Bestand Instex seit seiner Gründung im Januar 2019 durch Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die E3, vor allem auf dem Papier, ist freilich auch dieser »Erfolg« zweifelhaft.

Instex ist ein Mechanismus, mit dem Berlin, Paris und London die Umgehung amerikanischer Wirtschaftssanktionen gegen das Nuklearwaffenprogramm des Regimes in Teheran ermöglichen wollen. Während das Mullah-Regime fortdauernd gegen Bestimmungen des JCPOA verstößt, des 2015 geschlossenen Atomabkommens, erschließt Instex der Islamischen Republik Iran neue Finanzquellen.

Die amerikanischen Sanktionen, die der Mechanismus umgehen soll, betreffen dabei allerdings keine humanitäre Hilfe, zu der die »medizinischen Güter aus Europa«, die bereits in Teheran eingetroffen sind, zählen. Tatsächlich hatte Washington selbst Teheran Unterstützung bei der Eindämmung des Corona-Virus angeboten, Hilfe, die das islamistische Regime mit einiger Arroganz ausschlug.

Vor diesem Hintergrund wird besonders deutlich, daß die als »humanitär« deklarierte Hilfe Europas für Teheran von politischer Bedeutung ist. Die E3, die hinter Instex, das inzwischen von weiteren europäischen Regierungen unterstützt wird, haben sich mit ihr an die Seite Teherans und gegen die Vereinigten Staaten gestellt, das denn auch schon verkündete, es wisse, wer seine »Freunde« seien.

Ist jede Unterstützung, auch und insbesondere »humanitäre«, für ein Regime, das die Mittel hat, den gesamten Nahen Osten mit Terror und Krieg zu destabilisieren, die »eigene« Bevölkerung zu tyrannisieren, fragwürdig, haben die E3 mit ihrem Engagement, das deshalb kein humanitäres ist, willentlich das Regime in Teheran und dessen innen- wie außenpolitischen Kurs legitimiert.

Verschleiertes Appeasement

Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich haben Teheran ihre Unterstützung zugesagt bei »der Bekämpfung der COVID-19 Epidemie in Iran«. Wie es in einer Erklärung des Auswärtigen Amts in Berlin vom Montag heißt, ist bereits eine »Eilsendung per Flugzeug« in die Islamische Republik geschickt worden, die etwa Ausstattung für Tests, Schutzanzüge und Handschuhe umfasse.

Darüber hinaus wollen Berlin, Paris und London Teheran außerdem mit »circa fünf Millionen Euro an dringender zusätzlicher finanzieller Hilfe« unterstützen, die dem islamistischen Regime über die Weltgesundheits- und andere Organisationen der Vereinten Nationen »zur Verfügung« gestellt werden sollen. Eine »uneingeschränkte Solidarität«, die gleich in vielerlei Hinsicht problematisch ist.

Da wäre zunächst die Tatsache, daß es sich bei der offenbar eilig organisierten Aktion nicht um eine der Europäischen Union. Zwar wird – auch und gerade in Berlin und Paris – oft beklagt, daß der EU eine außenpolitische Stimme fehle, doch dann um- und übergehen die deutsche und die französische Regierung selbst Brüssel und tun sich mit dem jüngst aus der EU ausgetretenen London zusammen.

Dann stärkt die Unterstützung letztlich natürlich ein Regime, das keinerlei Beistand verdiente. Teheran leistet sich einen hochgerüsteten Terrorapparat zur brutalen Unterdrückung der »eigenen« Bevölkerung, aber auch zum weltweiten Export antisemitischen Terrors. Mag daher Sachunterstützung vielleicht akzeptabel sein, gibt es für finanzielle Hilfe keinen Grund. Teheran fehlt es nicht an Geld.

Tatsächlich ist das, was das Auswärtige Amt als Unterstützung für »die Schutzbedürftigsten« zu camouflieren versucht, als humanitären Akt, alles andere als das. Mit ihrer »uneingeschränkten Solidarität« biedern sich die drei europäischen Vertragspartner Teherans im Joint Comprehensive Plan of Action, dem Atomabkommen von Wien, nur weiter bei den offen vertragsbrüchigen Mullahs an.

Entwertung

War es schon keine gute Idee, den in dieser Hinsicht schlicht unglaubwürdigen Frank-Walter Steinmeier zum offiziellen Gedenken an die Befreiung der letzten Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz vor 75 Jahren nach Yad Vashem einzuladen, führt auch Emmanuel Macrons Teilnahme, daß die Beteiligung von Politikern solchen Veranstaltungen nicht unbedingt dienlich ist.

Der französische Präsident provozierte bereits bei einem Besuch einer Kirche in der Altstadt der israelischen Hauptstadt Jerusalem einen Eklat, als er israelische Sicherheitskräfte attackierte und damit Erinnerungen an einen ähnlichen Ausfall seines Amtsvorgängers Jacques Chirac bei einem Besuch in Jerusalem vor 24 Jahren weckte. Und dann besuchte er am Mittwoch auch noch Ramallah.

Das dort herrschende PLO-Regime wird von »Palästinenserpräsident« Abu Mazen geführt, der auch als Mahmoud Abbas firmiert und selbst vor internationalen Gremien nicht davor zurückschreckt, sich zum antisemitischen Terrorismus zu bekennen. 1982 legte er in Moskau seine Doktorarbeit vor, in der er behauptet, der Holocaust sei ein »von Zionisten« erfundener und ausgebeuteter »Mythos«.

Und erst wenige Tage ist es her, daß die amtliche Tageszeitung des Regimes in Ramallah überlegte, daß ein geglückter terroristischer Anschlag die Gedenkveranstaltung in Yad Vashem verhindern könnte. »Präsident« Abu Mazen ausgerechnet im Kontext der Erinnerung an die Shoa zu besuchen, ist instinktlos. Auch Emmanuel Macron trägt durch sein Verhalten dazu bei, das Gedenken zu entwerten.

Beschwichtiger

Mit einer am Mittwoch veröffentlichten Gemeinsamen Erklärung, mit der sie sich vor allem weiter zum Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) bekennen, haben die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und des Vereinigte Königreichs – die E3-Staaten – auf Ankündigungen des Mullah-Regimes in Teheran reagiert, sich weiter vom Wiener Atomabkommen »distanzieren« zu wollen.

Hieß es noch vor sechs Monaten, daß klandestine, offene sowie angekündigte Verstöße Teherans gegen die Vereinbarung aus dem Jahr 2015 »nicht bedeutsam genug« und daher Gegenmaßnahmen überflüssig seien, haben Berlin, London und Paris nun den in dem Abkommen vorgesehenen Mechanismus zur Streitschlichtung aktiviert, um damit den schon längst obsoleten JCPOA noch zu retten.

Während Teheran den Vertrag mit seinen Verstößen gegen dessen Bestimmungen mit Füßen tritt, scheinen die E3 beinahe um jeden Preis an ihm festhalten zu wollen: Statt den Vertragsbruch der Islamischen Republik zum Anlaß zu nehmen, ihrerseits den Austritt zu erklären und sofort Sanktionen gegen Teheran zu verhängen, schieben sie mit ihrem Schritt erneut auf, was doch lange überfällig war.

Das Schlichtungsverfahren des JCPOA sieht mehrere Verhandlungsrunden zur Klärung von Streitfragen vor, für deren Dauer es letztlich jedoch keine zeitliche Begrenzung vorsieht. Damit spielen die E3 und der jetzt von ihnen aktivierte Mechanismus zur Streitschlichtung – wie das gesamte Abkommen – nur weiter den Mullahs in die Hände, selbst wenn Teheran sich derweil empört zeigt.

Die Europäer scheinen weiter nicht gewillt, die von ihnen freilich selbst zu verantwortenden Schwächen des Abkommens anzuerkennen, noch angemessen auf Teherans Provokationen zu reagieren. In einem Moment, in dem das Mullah-Regime auf öffentlich Trauernde schießen läßt, damit seine Menschenverachtung zeigt und sich diskreditiert, stärken sie ihm als Verhandlungspartner den Rücken.

Ablenkungsmanöver

Die Regierungen in Berlin, London und Paris haben dem Regime in Teheran in einem gemeinsamen Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres vorgeworfen, mit seiner fortgesetzten Entwicklung kernwaffenfähiger Raketen gegen die Resolution 2231 zu verstoßen, mit der im Juli 2015 der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Joint Comprehensive Plan of Action angenommen hatte.

In dem Abkommen wird die Islamische Republik Iran auch »aufgefordert [..], keine Tätigkeiten im Zusammenhang mit ballistischen Flugkörpern durchzuführen, die dazu angelegt sind, Kernwaffen zum Einsatz bringen zu können, einschließlich Starts unter Verwendung von Technologie für solche ballistischen Flugkörper«, verstößt aber nach Ansicht der drei Absender des Schreibens dagegen.

Der jüngste Brief aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien folgt einem ähnlichen Schreiben an António Guterres, das bereits im März verfaßt wurde. Beide Dokumente belegen den Irrsinn, der die europäische Politik gegenüber der Islamischen Republik prägt: Berlin, London und Paris wissen, daß Teheran nicht zu trauen ist, machen den Mullahs aber immer weitere Zugeständnisse.

Erst wenige Tage ist es her, daß die Absender der Schreiben sich über weitere Unterstützung für den von ihnen ersonnenen Instex-Mechanismus freuten. Mit seiner Hilfe sollen amerikanische Handelssanktionen gegen das iranische Kernwaffenprogramm umgangen und Geschäfte mit Teheran ermöglicht werden. Statt Washington zu unterstützen, belohnt Instex den offen betriebenen Bruch des JCPOA.

Der jüngste Brief aus Berlin, London und Paris ist daher ein ebenso dreistes wie entlarvendes Ablenkungsmanöver. Indem sie mit ihm die Verantwortung auf UN-Generalsekretär António Guterres abwälzen, versuchen Deutschland, Frankreich und Großbritannien davon abzulenken, daß es längst an ihnen wäre, Strafmaßnahmen gegen Teheran einzuleiten. Sie sind aber lieber Alliierte der Mullahs.

Verrat

Es war der zwischenzeitlich zum Staatsoberhaupt beförderte deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der im April 2015, wenige Wochen vor der Vorstellung des Joint Comprehensive Plan of Action, in einem Namensbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sorgen vor einem Abkommen mit Teheran zu zerstreuen suchte: »Einen Vertrauensvorschuss für Iran kann und wird es nicht geben«.

Denn »das«, so der sozialdemokratische Politiker, »verbieten nicht nur die heimlichen Nuklearaktivitäten der Vergangenheit, sondern auch die immer wiederkehrenden, inakzeptablen Tiraden Teheraner Hardliner gegen Israel sowie Irans zweifelhafte, bisweilen gefährliche Rolle in anderen Konflikten der Region, von Syrien über den Irak bis Jemen«. Vier Jahre später ist davon nichts mehr übrig.

Während das Mullah-Regime vom heimlichen Verstoß zum offenen Bruch des Wiener Atomabkommens übergegangen ist, Israel immer wieder von syrischem Territorium aus attackiert und nach wie vor »in anderen Konflikten« eine nicht nur »bisweilen gefährliche Rolle spielt«, jubelt Heiko Maas, derzeit Chef des Berliner Auswärtigen Amts, unverhohlen über europäischen Zuspruch zu Instex.

Versprach Frank-Walter Steinmeier, »die Sanktionen« gegen das Mullah-Regime »können im Fall eines Bruchs der Vereinbarung durch Iran sofort wieder in Kraft gesetzt werden«, haben Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich mit Instex einen Mechanismus verabredet und im Januar installiert, der just solche Sanktionen umgehen und weitestmöglich wirkungslos machen soll.

Zwar heißt es in einer Erklärung des deutschen Außenministeriums, »Iran [..] unverzüglich zur vollständigen Erfüllung seiner Verpflichtungen aus dem JCPoA zurückkehren«, aber von Sanktionen im Fall des fortgesetzten Bruchs des JCPOA ist nicht die Rede. Vielmehr wird der dennoch erfolgte Beitritt Belgiens, Dänemarks, Finnlands, der Niederlande, Norwegens und Schwedens zu Instex »begrüßt«.

Mit Instex stellen die Europäer sich an die Seite der Mullahs in Teheran, die gerade Kritik im eigenen Land brutal niederknüppeln lassen und gegen deren verheerenden Einfluß zahlreiche Menschen im Irak sich erheben, und suchen die Konfrontation mit Washington. Stolz begehen sie als Komplizen der Mullahs Verrat an Israel, Verrat an allen weiteren Staaten im Visier der Islamischen Republik.

Verschwörung gegen Frieden

Mehrere europäische Staaten haben am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung ihren Beitritt zu Instex verkündet, einem von Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich verabredeten und im Januar 2019 ins Leben gerufenen Mechanismus zur Umgehung amerikanischer Wirtschaftssanktionen gegen das Regime der Islamischen Republik Iran und dessen Nuklearrüstungsprogramm.

Während das Mullah-Regime seine offenen Verstöße gegen den Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA), das Atomabkommen von Wien, in den vergangenen Monaten immer mehr ausweitete, sehen Belgien, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Norwegen und Schweden ihren Schritt ganz ausdrücklich als einen Versuch, die Vereinbarung zu stärken, wie sie in ihrem Statement erklären.

Tatsächlich belohnen sie mit ihrem Schritt den Kurs Teherans, den ohnehin schwachen JCPOA durch offene Brüche weiter auszuhöhlen. Statt die Mullahs als Vertragspartner durch Sanktionen zur Einhaltung der Vereinbarung zu zwingen, hoffen die Europäer, sie durch Appeasement dazu zu bewegen. Sollte Mißtrauen gegenüber Teheran den JCPOA prägen, setzen die Europäer auf Entgegenkommen.

Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich sind damit Komplizen des Regimes der Islamischen Republik. Sie schauen nicht nur zu, wie die Mullahs weiter nach dem Besitz von Kernwaffen streben, sie stützen deren Vertragsbrüche. Sie machen sich mitschuldig an einem Kurs, der Stabilität und Frieden gefährdet.

Kapitulationserklärung

Bei den Haushaltsberatungen im Deutschen Bundestag in Berlin hat Außenminister Heiko Maas die »führende« Rolle Deutschlands bei Versuchen betont, eine Lösung im Konflikt zwischen der Ukraine und von der Regierung in Moskau gesteuerter Separatisten zu finden. »Zusammen mit unseren französischen Freunden« seien »wir [..] führend dabei«, den »Minsker Prozeß« wiederzubeleben.

Eine zentrale Rolle in diesem »Minsker Prozeß«, der derzeit nur auf dem Papier existiert, spielt die nach Heiko Maas’ Amtsvorgänger benannte »Steinmeier-Formel«. Der inzwischen zum Bundespräsidenten beförderte Frank-Walter Steinmeier hatte vorgeschlagen, in den von Separatisten kontrollierten Gebieten im Osten der Ukraine Wahlen abzuhalten und ihnen einen Sonderstatus zu gewähren.

Auf dieser Basis sollen dann Gespräche zwischen den abtrünnigen Gebieten und der Rest-Ukraine über eine Annäherung stattfinden. Die »Erfolgsformel« aus Deutschland ist allerdings umstritten: Denn sie zwingt Kiew zunächst zum faktischen Verzicht auf seine Souveränität, um sie dann in Verhandlungen mit unter russischem Einfluß stehenden Gangs – vielleicht – wieder zurückzugewinnen.

Die »Steinmeier-Formel« könnte nach der russischen Einverleibung der Krim auch als ein Rezept zur weiteren Gebietsabspaltung und damit zu einer Fortsetzung der Destabilisierung der Ukraine verstanden werden. Weist die Regierung in Kiew sie dennoch nicht als die inakzeptable Zumutung zurück, die sie ist, liegt das wohl daran, daß die Ukraine sonst gänzlich ohne »Verbündete« dastünde.

Mit »Verbündeten« indes, die wie das dabei »führende« Deutschland kein Problem damit zu haben scheinen, ihre Souveränität zu opfern, braucht die Ukraine wahrlich nicht noch mehr Feinde. Daß Heiko Maas den auch von ihm mitverantworteten Ausverkauf ukrainischer Souveränität an den russischen Imperialismus als Erfolg feiert, spricht Bände über den Zustand der deutschen Außenpolitik.

Mörderisches Appeasement

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Boris Johnson haben die Islamische Republik Iran für Angriffe auf eine Ölraffinerie in Saudi-Barbarien vor wenigen Tagen verantwortlich gemacht. Es sei »deutlich, dass der Iran die Verantwortung für diesen Angriff trägt«, erklärten die drei Regierungschefs in einer Stellungnahme.

Am 14. September hatten zuerst saudische Medien die Angriffe auf zwei Standorte des staatlichen Öl-Konzerns Saudi Aramco gemeldet, zu denen sich wenig später mit dem Regime in Teheran verbündete Houthi-Terroristen im Jemen bekannt hatten, während die Mullahs jede Beteiligung nach wie vor bestreiten. Dennoch stützen die Europäer jetzt mit ihrer Erklärung amerikanische Vorwürfe.

Folgen muß das für Teheran gleichwohl nicht haben. Denn trotzdem die Mullahs ihre Aggressivität in den vergangenen Wochen mehrfach mit Angriffen etwa auf den Schiffsverkehr und ihre Unglaubwürdigkeit mit klandestinen wie ausgeweiteten offenen Brüchen des JCPOA, des Atom-Abkommens von Wien, unter Beweis gestellt haben, wollen die Europäer keine Konsequenzen daraus ziehen.

Allenfalls der britische Premier deutete mit seiner Forderung nach neuen Gesprächen über das iranische Kernwaffenprogramm eine gewisse Bereitschaft an, den Druck auf das Mullah-Regime zu erhöhen. Deutschland hingegen will weiter eine Annäherung an die Islamische Republik, wie noch in der letzten Woche eine Konferenz in Berlin unter Beteiligung etwa des Auswärtigen Amts zeigte.

Und auch nach der gemeinsamen Erklärung der drei europäischen Regierungschefs herrscht in Berlin weiter regelrechte Begeisterung für die Islamische Republik, wie am Morgen ein Rundfunk-Interview mit Rolf Mützenich, dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Bundestag, ebenso demonstrierte wie jüngste Aussagen der deutschen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Betonte der Sozialdemokrat, »der Iran« sei »ein so facettenreiches Gebilde«, weshalb »wir« versuchen müßten, »mit der Regierung« zu arbeiten«, lehnte die Vorsitzende der CDU selbst eine Erhöhung des Drucks auf das klerikale Regime in Teheran nach dem Vorbild der Regierung in Washington rundweg ab, man müssen im Gegensatz dazu »den diplomatischen Kontakt zum Iran [..] halten«.