Schlagwort: Likud

Stillstand

Die vierte vorgezogene Parlamentswahl innert zweier Jahre in Israel ist ist – kaum überraschend – so ausgegangen wie die Abstimmungen zuvor. Wenn das amtliche Endergebnis vorliegen wird, werden das konservative und das linke Lager ähnlich stark oder schwach sein, keines jedoch als eindeutiger Sieger feststehen. Die Bildung einer Regierungskoalition dürfte daher wieder einige Wochen dauern.

Und es ist nicht ausgeschlossen, daß der neue Premierminister heißen wird wie der amtierende, dessen Likud sich nach vorläufigen Auszählungsergebnissen 30 der 120 Mandate der Knesset sichern konnte und damit die stärkste Parlamentsfraktion stellen wird. Es ist daher unwahrscheinlich, daß Präsident Reuven Rivlin einen Herausforderer des Amtsinhabers mit der Regierungsbildung beauftragt.

Und bis das gelungen sein wird, bleibt Benjamin Netanjahu im Amt, dessen Beliebtheit ganz offenkundig nicht oder kaum unter dem Korruptionsverfahren leiden mußte, das bereits seit einiger Zeit gegen ihn läuft. Trotz seiner möglichen Verfehlungen konnte er mit seinen unbestreitbaren politischen Erfolgen genügend Wähler von sich überzeugen. Seine Erfolge sind aber womöglich zugleich das Problem.

Wie bereits bei den Wahlen zuvor drehte sich diesmal wieder alles ihn, Benjamin »Bibi« Netanjahu. Vom Machterhalt erhofft er sich einen gewissen Einfluß auf das gegen ihn laufende Verfahren, was politische Erfolge freilich durchaus nicht ausschließt. So lange aber die Frage nach dem Verhältnis zu Benjamin Netanjahu alles andere überschattet, ändert sich wenig an den politischen Verhältnissen.

Den Zeitpunkt, sich mit einigem Anstand aus der Politik zu verabschieden, hat Benjamin Netanjahu leider verstreichen lassen. Dadurch, daß der Likud-Politiker sich jetzt so an sein Amt klammert – auch wenn das nachvollziehbar sein mag – steht er der Entwicklung im Weg. Es wäre traurig, müßte die Justiz dieses »Problem« lösen. Freilich deutet alles darauf, daß genau das geschehen wird (müssen).

Qual der Wahl

Am Dienstag sind die Bürger Israels einmal mehr aufgefordert, ein neues Parlament zu wählen. Die vierte Knesset-Wahl innert zweier Jahre dürfte ähnlich knapp ausgehen wie die zuvor, am Ende der Stimmauszählung kein eindeutiger Sieger feststehen. Mit einiger Sicherheit läßt sich aber schon vorhersagen, wer nach dieser Wahl keine Rolle spielen wird: Benny Gantz und sein Bündnis Blue and White.

Das ist einerseits durchaus verdient. Hatte der Blue and White-Spitzenkandidat Benny Gantz seinen letzten Wahlkampf mit dem Versprechen bestritten, nicht mit Benjamin Netanjahu koalieren zu wollen, war er es schließlich, der dem Likud-Politiker den Amtsverbleib sicherte. Errang Blue and White im März 2020 auf 33 Parlamentssitze, droht dem Bündnis nun ein Scheitern an der 3,25 Prozent-Hürde.

Andererseits jedoch wäre die absehbare Bedeutungslosigkeit Benny Gantz’ zumindest dann unverdient, wird in ein paar Wochen oder Monaten der israelische Ministerpräsident noch immer Benjamin Netanjahu heißen. Ihm und dem Likud wird ein ähnliches Ergebnis prognostiziert wie vor einem Jahr. Damals reichte es für 36 Parlamentssitze, zwölf Monate später dürften es ca. 34 Mandate werden.

Damit würden die Wähler eine Politik belohnen, die in vielen Bereichen erfolgreich war. Israel gilt international als Vorbild beim Umgang mit dem Covid-19-Virus – die Bürger des jüdischen Staates können ihre Stimmabgabe am Strand feiern, wenn sie wollen. Und auch außenpolitisch konnte Premier Benjamin Netanjahu punkten: Immer mehr arabische Staaten normalisieren ihr Verhältnis zu Jerusalem.

Und da es Benny Gantz war, der mit seinem Wortbruch Benjamin Netanjahu den Amtserhalt erst ermöglichte und damit seine politischen Erfolge, wäre es eigentlich nur angemessen, profitierte auch er von ihnen. Das scheint allerdings ausgeschlossen. Und so wird es vielleicht doch noch spannend: Wer wird diesmal Benjamin Netanjahu zum Verbleib im Amt verhelfen dürfen? Und für wie lange?

Integration

In wenigen Tagen, am 23. März, wird in Israel ein neues Parlament bestimmt – erneut im Rahmen einer vorgezogenen Knesset-Wahl. Während Demoskopen wieder einen Ausgang ohne klaren Sieger vorhersagen, gewinnen die Stimmen der arabischen Bürger Israels an Bedeutung. Sie identifizieren sich offenbar zunehmend mit Israel und sind bereit, sich in die Entscheidungsprozesse einzubringen.

Die »arabischen« Parteien verlieren dabei an Zustimmung, weil sie sich vor allem als »palästinensische« verstehen und daher eher als Repräsentanten des Regimes in Ramallahs. Entsprechend wächst die Bereitschaft der arabischen Wähler, ihre Stimmen Parteien zu geben, die Israel als ihren Staat begreifen. Und so kommt es, daß selbst Premier Benjamin Netanjahu und sein Likud auf arabische Stimmen hoffen.

Nach Umfragen könnte die arabische Unterstützung der Partei bis zu zwei Mandate in der Knesset bescheren, Mandate, die bei einem knappen Wahlausgang entscheidend sein könnten. Versuchte der Dauerpremier bei zurückliegenden Wahlen immer wieder, mit Parolen gegen die arabische Bevölkerung eher rechte Wähler zu mobilisieren, umwirbt er heute jene, die er einst als »Terroristen-Unterstützer« schmähte.

Und die halten ihn im Gegenzug für den geeignetsten unter allen denkbaren Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten. Beinahe jeder vierte arabische Wähler (24,9%) hält den Likud-Politiker trotz all seiner Verfehlungen für qualifiziert für das Amt. Mit Unterstützungsraten von nun 14,3 und 13,9 Prozent folgen Ahmad Tibi (Vereinte Liste) und der derzeitige Oppositionsführer Yair Lapid (Yesh Atid).

Beinahe jeder zweite arabische Wähler (46%) unterstützt darüber hinaus die Beteiligung arabischer Parteien an einer neuen Regierung, wie die gleiche Umfrage des Konrad Adenauer Program for Jewish-Arab Cooperation des Moshe Dayan Centers for Middle Eastern and African Studies an der Universität Tel Aviv ergab. »Apartheid«, wie »Menschenrechtsaktivisten« gern zetern, sieht anders aus.

Würdeloses Ende

In wenigen Tagen beginnt ein neues Jahr, in das Israel, sollte nicht zwischenzeitlich ein Wunder geschehen, ohne einen Haushalt wird gehen müssen. Nach wie vor konnte sich die von Benjamin Netanjahu und Benny Gantz erst im April gebildete Koalitionsregierung nicht auf ein Budget für 2021 einigen. Gelingt ihnen das nicht noch bis zum Ablauf des Tages, löst sich die Knesset automatisch auf.

Damit würde Israel erneut vor einer vorgezogenen Parlamentswahl stehen, der vierten innert zweier Jahre. Mit der Bildung nun vor dem Scheitern stehende Koalitionsregierung hatten Benjamin Netanjahu und der Oppositionspolitiker Benny Gantz eine politische Krise beendet, während der es Premier Benjamin Netanjahu nach Wahlsiegen nie gelang, eine regierungsfähige Mehrheit zu organisieren.

Benny Gantz, zur letzten Knesset-Wahl angetreten mit dem Versprechen, eine weitere Amtszeit des Likud-Politikers Benjamin Netanjahu als Ministerpräsident zu verhindern, hatte sie schließlich mit seiner Zustimmung zu dessen Angebot zu einem Ämtertausch nach 18 Monaten ermöglicht. Mit ihrem Unvermögen, sich zu einigen, stürzen beide Politiker das Land wieder in die politische Ungewißheit.

Ihr Scheitern, das Benny Gantz’ politische Karriere beenden dürfte, beschädigt das Ansehen des israelischen demokratischen Systems weiter. Denn es liegt durchaus nahe, daß Premier Benjamin Netanjahu es aus sehr persönlichen Gründen darauf angelegt haben könnte. Je länger er als Premier amtiert, desto größer sind seine Chancen, auf den gegen ihn geführten Korruptionsprozeß Einfluß zu nehmen.

Damit freilich stellt der Likud-Politiker sein persönliches Befinden über die Interessen des Landes, die er als dessen Regierungschef vertreten sollte. Und so verdienstvoll insbesondere seine außenpolitischen Entscheidungen auch sein mögen, mit diesem Egoismus schädigt er das Land und dessen demokratische Institutionen und ruiniert auch sein politisches Erbe. Das jedoch ist Israels unwürdig.

Selbstdemontage

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach andauernden Protesten in Tel Aviv gegen seine Politik frühere Vorwürfe gegen israelische Medien wiederholt. Diese würden durch die gezielte Verbreitung falscher oder verfälschter Meldungen Menschen gegen ihn und seine Regierung aufhetzen. Selbst die nordkoreanische Propaganda, meinte der Likud-Politiker, könnte noch von Israels Medien lernen.

Es ist ein nicht bloß in Israel beliebter »Sport« zu sein, angeblich mißgünstig gestimmte Medien zu beschimpfen und »Kampagnen« zu beklagen, zu denen sie sich verabredet hätten. Auch Benjamin Netanjahu präsentierte sie im Laufe seiner langen politischen Karriere immer wieder als Sündenbock, wenn etwas nicht wie erhofft lief, in den letzten Monaten aber häuften sich seine Angriffe besonders.

Dabei sind gerade israelische Medien in ihrer Meinungsvielfalt, die freilich auch scharfe und zugespitzte Kritik an der ebenso Regierung einschließt wie an der Opposition, beispielgebend. Freie Medien sind ein Kennzeichen von Demokratien, ohne sie ist Demokratie mindestens so undenkbar wie ohne streitende Parteien. Es zeugt daher nicht eben von Selbstvertrauen, sie pauschal zu verunglimpfen.

In Nordkorea gibt es keine unabhängigen Medien, keinen öffentlich ausgetragenen Streit um politische Entscheidungen, keine Investigativmedien, die auch und gerade das Handeln von Regierungen hinterfragen, sondern bloß Propaganda. Fällt einem Regierungschef mit langer Erfahrung nichts anderes mehr ein als solche »Komplimente«, blamiert ihn das mehr als die, die er damit zu treffen hofft.

Peinlicher Ausfall

In der israelischen Hauptstadt Jerusalem beginnt heute der Prozeß gegen den eben von der Knesset im Amt bestätigten Premierminister Benjamin Netanjahu. Bei Beginn seiner ersten Amtszeit als Regierungschef im Mai 1996 der jüngste Politiker auf diesem Posten, ist Benjamin Netanjahu heute der erste Premierminister Israels, der sich einem Gerichtsverfahren stellen muß, während er im Amt ist.

Demonstriert der nach langwierigen Ermittlungen am Sonntag endlich eröffnete Prozeß, in dem Benjamin Netanjahu in mehreren Fällen Korruption vorgeworfen wird, die Unabhängigkeit der israelischen Justiz, wird sie aus genau diesem Grund auch vom Angeklagten und einigen seiner Anhänger angegriffen. Was man ihm womöglich noch nachsehen kann, ist bei den anderen jedoch inakzeptabel.

So erklärte etwa Parlamentssprecher Yariv Levin, der Prozeßauftakt werde als »ein Tiefpunkt des israelischen Rechtsstaates« in die Geschichte eingehen. Spätestens wenn – oder besser: gerade wenn – Benjamin Netanjahu freigesprochen werden sollte, was ja durchaus noch möglich scheint, wird sich erweisen, wie unüberlegt, wie dumm solche Attacken auf die Legitimität der israelischen Justiz sind.

Demokratien zeichnen sich durch funktionierende Gewaltenteilung aus. Mit seinem Frotalangriff jedoch diskreditiert der Parlamentssprecher als Vertreter der Legislative die Judikative auf höchst unangemessene Weise. Er trifft und bringt mit ihm auch die dritte Staatsgewalt in Mißkredit, die durch Premier Benjamin Netanjahu repräsentierte Exekutive. Zum Prozeß freilich ist das gewiß kein Beitrag.

Fehlstart

Nachdem die für Donnerstag angekündigte Vereidigung Benjamin Netanjahus als neuer Premierminister Israels kurzfristig verschoben wurde, soll die Likud-Politiker nunmehr am Sonntag sein altes neues Amt antreten. Nach mehr als einem Jahr, in dem er Israel »nur« amtierend regierte, bekommt das Land wieder eine Regierung, die von einer Mehrheit der Knesset-Abgeordneten getragen wird.

Und auch wenn es nach drei vorgezogenen Parlamentswahlen innerhalb von zwölf Monaten an der Zeit war dafür, mag doch keine rechte Freude darüber aufkommen, daß mit Benjamin Netanjahus Vereidigung in den Mittagsstunden die politische Krise, in der das Land spätestens seit der vorgezogenen Knesset-Wahl im April 2019 steckte, ein zumindest vorläufiges Ende gefunden zu haben scheint.

Denn das Problem, das den Likud-Politiker damals dazu trieb, Neuwahlen herbeizuführen, plagt ihn ja noch immer: Noch im Mai soll der Prozeß gegen Benjamin Netanjahu beginnen, in dem er sich Korruptionsvorwürfen wird stellen müssen. Sein Versuch, diesem Verfahren zu entgehen, hat Israel erst in die politische Krise gestürzt, aus der er es nun herausführen soll. Kann das tatsächlich gelingen?

Nachdem es Benjamin Netanjahu in den vergangenen Wochen gelungen ist, seinen ehemaligen Herausforderer Benny Gantz, der geschworen hatte, niemals in einer von ihm geführten Regierung mitarbeiten zu wollen, dazu zu bringen, ihm erneut ins Amt des Premiers zu verhelfen, sollte nichts ausgeschlossen werden. Was Benjamin Netanjahu da gelungen ist, ist sicherlich sehr beachtenswert.

Andererseits liegt darin aber auch das Problem: Es dreht sich noch immer alles um Benjamin Netanjahu. Nicht er ist für Israel da, sondern das politische System scheint zwischenzeitlich ganz auf seine Interessen zugeschnitten. Ein untragbarer Zustand – ganz gleich, wie groß die Verdienste des Likud-Politikers auch sind. Aus Verantwortung für Israel hätte er sein Amt anderen überlassen müssen.

Kein Grund zu Freude

War es dem bisherigen Oppositionsführer Benny Gantz und dem amtierenden Premierminister Benjamin Netanjahu nicht gelungen, sich innerhalb der vom israelischen Präsidenten Reuven Rivlin gesetzten Fristen über die Bildung einer gemeinsamen Einheitsregierung zu verständigen, konnten sich die einstigen Opponenten – nun als Knesset-Abgeordnete mandatiert – doch noch einig werden.

Israel bekommt nun eine Regierung, die von einer deutlichen Mehrheit der Abgeordneten des Parlaments in Jerusalem getragen wird. Der amtierende Premierminister bleibt für weitere 18 Monate im Amt, in dem er dann von Benny Gantz abgelöst werden soll, der bis dahin als Verteidigungsminister und stellvertretender Premier der mit 32 Ministern bisher größten Regierung Israels angehören wird.

Mit dieser Einigung bleibt der Knesset in Jerusalem ein peinliche Selbstauflösung in den nächsten Wochen und den Bürgern Israels eine weitere Parlamentswahl innert kurzer Zeit erspart. Große Begeisterung wird freilich dennoch kaum aufkommen, da die Einigung vom konservativen Lager um Benjamin Netanjahu und dem eher liberal-linken hinter Benny Gantz Zugeständnisse abverlangt hat.

Wenn es einen Gewinner gibt, dann heißt er Benjamin Netanjahu, hat er Benny Gantz, der zur Wahl im März mit dem Versprechen angetreten war, den Amtsinhaber abzulösen, doch dazu gebracht, ihn im Amt zu halten. Und ob die Verabredung über einen Ämtertausch in eineinhalb Jahren noch Bestand haben wird, steht in den Sternen. Vorgezogene Neuwahlen sind in Israel ja nicht eben selten.

Über den Wortbruch Benny Gantz’ ist zudem dessen Bündnis Blue and White zerbrochen, während die Labour Party, die israelische Sozialdemokratie, es nach jüngsten Umfragen nicht einmal mehr ins Parlament schaffen würde. Doch nicht nur das liberal-linke Lager geht geschwächt aus dieser Einigung hervor, sondern auch das konservativ-rechte um und hinter Dauerpremier Benjamin Netanjahu.

Denn indem es sich so eng an ihn band, steht und fällt auch dessen Ansehen mit dem Ausgang des gegen Benjamin Netnjahu geführten Korruptions-Verfahrens, das ja trotz Corona-Krise und Einheitsregierung nicht aus der Welt ist. Und kann der alte und neue Premier jetzt mitbestimmen über die Richter in seinem Verfahren, mag ihn das zwar freuen, ins konservative Weltbild paßt derlei nicht.

Verpaßte Chance

Israel bleibt auf absehbare Zeit ohne von einer Mehrheit der Abgeordneten des Parlaments in Jerusalem unterstützte Regierung. Nachdem ihnen Präsident Reuven Rivlin kurzfristig noch eine Fristverlängerung von 48 Stunden gewährt hatte, konnten sich Benny Gantz und Benjamin Netanjahu in der Nacht zum Donnerstag nicht auf die Bildung einer Einheitsregierung verständigen.

Damit bleibt Amtsinhaber Benjamin Netanjahu geschäftsführend im Amt, während die Abgeordneten der Knesset nun 21 Tage haben, einen weiteren Kandidaten zu benennen, dem sie eine Regierungsbildung zutrauen. Sollte der binnen weiterer 14 Tage damit scheitern, eine regierungsfähige Koalition zu organisieren, würde Anfang August eine weitere Parlamentswahl folgen.

Damit setzt sich die politische Krise fort, in der Israel spätestens seit Ansetzung vorgezogener Neuwahlen im April des vergangenen Jahres steckt. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu hatte sich davon erhofft, mit großer Mehrheit im Amt bestätigt zu werden, um im israelischen Parlament ein Gesetz zu erwirken, das ihm als Regierungschef Immunität vor Strafverfolgung sichert.

Drei Wahlen später war es wohl noch immer der Wunsch des nunmehr nur noch amtierenden Premiers, nicht vor Gericht erscheinen zu müssen oder gar verurteilt zu werden, der eine Regierungsbildung verhinderte. So nachvollziehbar dieser Wunsch ist – daß darüber inzwischen drei Parlamente zu praktischer Untätigkeit verdammt nur ihre Auflösung betreiben konnten, das ist ein Skandal.

Und es ändert wenig an dem Befund, daß der Verursacher dieses Skandals in Umfragen besser abschneidet als bei der letzten Wahl Anfang März. Denn auch das muß man Benjamin Netanjahu lassen: An vielen seiner politischen Entscheidungen ist wenig auszusetzen. Gerade dieses Talent sollte ihn freilich dazu befähigen, den richtigen Zeitpunkt für einen Ausstieg aus der Politik zu erkennen.

Letzte Frist (?)

Konnten Benny Gantz und Benjamin Netanjahu, der als Premierminister amtiert, Präsident Reuven Rivlin bis Sonntag nicht davon überzeugen, ihre Verhandlungen über die Bildung einer Einheitsregierung erfolgreich abschließen zu können, hat ihnen das israelische Staatsoberhaupt in der Nacht zu Dienstag doch noch eine Fristverlängerung von 48 Stunden eingeräumt, um sich zu verständigen.

Nachdem Reuven Rivlin zunächst die Bitte Benny Gantz’ um eine Fristverlängerung ausgeschlagen hatte, verfehlte diese »Drohung« mit einer weiteren vorgezogenen Parlamentswahl ihre Wirkung offenbar nicht. Benjamin Netanjahu und Benny Gantz konnten sich am Montag in ihren Gesprächen plötzlich annähern und sich deshalb noch einmal gemeinsam an den israelischen Präsidenten wenden.

Der signalisiert mit seiner Fristverlängerung um zwei Tage – möglich wären bis zu zwei Wochen gewesen – eine gewisse Flexibilität, aber auch, daß seine Geduld mit den beiden Verhandlungsführern Grenzen hat. Mit der kurzen Fristverlängerung setzt Reuven Rivlin Benny Gantz und Benjamin Netanjahu weiterhin unter Druck, sich entweder zu einigen oder ihr Scheitern öffentlich einzugestehen.

Freilich setzt das israelische Staatsoberhaupt sich damit selbst in gewisser Weise unter Druck. Hat Israel vor Donnerstag keine neue Regierung, die über eine parlamentarische Mehrheit verfügt, müßte auch er eingestehen, daß seine Strategie nicht aufgegangen ist, sondern eingetreten, was er verhindern wollte: Verlängerung und Verschärfung der politischen Krise in Israel. Es bleibt spannend.