Alexander Dobrindt hat sich als Minister in Berlin einen Ruf erarbeitet, den er auch als gewesenes Kabinetts-Mitglied zu verteidigen entschlossen scheint. Auf Meldungen über einen antisemitischen Vorfall an einer Berliner Schule reagierte der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag zu Berlin mit der Forderung nach einer »Null-Toleranz-Strategie gegen den Schulhof-Islamismus«.
Auf Judenhaß an Schulen will der bayerische Politiker mit »einer konsequenten Vermittlung unserer Leitkultur im Unterricht« antworten, wie er einem Boulevard-Medium verriet, das solchen Quatsch tatsächlich noch abdruckt. Fällt Alexander Dobrindt zum Thema Antisemitismus nur »Schulhof-Islamismus« ein, offenbart das, wie wenig Ahnung er hat von dem Problem und dessen Ausmaß.
Antisemitismus ist kein »importiertes« Problem, wie er suggeriert, sondern vor allem eines der deutschen Gesellschaft, wie nicht zuletzt Ende 2017 ein Video zeigte, das die wüsten Ausfälle eines Eingeborenen dokumentiert. Damals dachte Alexander Dobrindt nicht daran, »unsere Leitkultur«, mit der deshalb etwas nicht stimmen kann, gegen sehr, sehr deutsche Pöbler zu empfehlen.
Doch wer nur den muslimischen Antisemitismus, den es ohne Zweifel gibt, bekämpfen will, jedoch zu jenem schweigt, der auch zu den Exportschlagern des Landes gehört, ist unglaubwürdig. Und das gilt erst recht für eine »Leitkultur«, die dort wegsieht, da aber um so empörter hinschaut. Es geht Alexander Dobrindt und Claqueuren eben gerade nicht um die Bekämpfung des Antisemitismus.