Die Kuratoren der »Kunstausstellung« documenta fifteen haben am Mittwoch Vorwürfe zurückgewiesen, eine in Kassel gezeigte algerische Broschüre enthalte antisemitische Karikaturen. Das »Künstlerkollektiv« ruangrupa und das Künstlerische Team der Veranstaltung teilten mit, die von einem syrischen Zeichner gestalteten Karikaturen seien »eindeutig nicht antisemitisch«, entsprechende Vorwürfe »Fehlinterpretationen«.
»Auf keinem der Bilder werden Menschen jüdischen Glaubens abstrakt dargestellt«, heißt es in einer Erklärung, aus der verschiedene Medien zitieren, »der Davidstern auf den Helmen von Soldaten« sei »das Symbol des israelischen Staates«, es gebe daher »keine Zweideutigkeit« (*). Im übrigen hätten »alle Karikaturen [..] eine bestimmte Geschichte«, die kritisierten Darstellungen repräsentierten »Propagandakunst der damaligen Zeit«.
Mit dieser Stellungnahme, die die Darstellung israelischer Soldaten u.a. als (Kinder-)Mordmaschinen vom Vorwurf des Antisemitismus freispricht und sie mit dem »historischen Kontext« gar zu rechtfertigen versucht, setzt sich die Reihe der antisemitischen »Vorfälle« der documenta fifteen nahtlos fort. Während zahlreiche Experten einig sind in ihrer Kritik, leugnen ruangrupa und Veranstalter aniisraelischen Antisemitismus.
Nachdem mit ruangrupa die indonesischen Kuratoren der »Kunstausstellung« lange zu den Vorwürfen geschwiegen hatten, war von Alexander Farenholtz, dem jüngst ins Amt berufenen Interims-Geschäftsführer der documenta fifteen, zu vernehmen, sie würden sich nicht in Worten äußern, sondern durch die Wahl der Exponate »sprechen«. Seine Stellungnahme hätte das ruangrupa-Kollektiv nun in der Tat wohl besser unterlassen.
(*) Fun fact nach dem Ende: Der Davidstern ist derweil tatsächlich so unzweideutig »das Symbol des israelischen Staates und der israelischen Armee«, daß documenta-Geschäftsführer Alexander Farenholtz im Interview von »jüdischem Militär« spricht.