Eine Woche ist es her, da sah Thomas Kaspar, der Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, sich genötigt, eine »Richtigstellung« auf der Website seiner Zeitung zu veröffentlichen, mit der er für einen »Kommentar« um Entschuldigung bitten wollte, der auf der Grundlage einer, wie er formulierte, »falschen Tatsachenannahme« Jerusalem Völkerrechtsbruch vorwarf und Israel der »Apartheid« bezichtigte.
Wäre die »falsche Tatsachenannahme« nicht noch am selben Tag von einem Kolumnisten der hessischen Tageszeitung online wiederholt und in der Wochenendausgabe gedruckt worden, hätte man Thomas Kaspar vielleicht abnehmen können, daß er »aufrichtig« zerknirscht notiere, »die Frankfurter Rundschau ist keine Quelle für Antisemitismus«. Inzwischen aber scheint selbst ihm dieser Satz peinlich.
Denn er ist aus der »Richtigstellung« verschwunden, nur noch ein interessanter »Transparenzhinweis« erinnert an ihn: »In einer früheren Fassung dieser Erklärung stand der Hinweis, dass die FR keine Quelle für Antisemitismus sei. Wir haben diesen Satz entfernt, da er mutwillig so falsch verstanden werden konnte, dass wir dem Autoren [sic!] dies vorwerfen würden. Das ist ausdrücklich nicht der Fall.«
Dementiert die FR – »wir« – damit aber nicht den gesamten Tenor der »Richtigstellung«? Gilt womöglich das Gegenteil des entfernten Satzes – oder wäre das eine allzu bemühte Fehlinterpretation seiner Streichung? Und wenn eine »falsche Tatsachenannahme« und ein mit ihr begründeter »Apartheid«-Vorwurf gegen Israel nicht antisemitisch sind, was ist Antisemitismus dann eigentlich?