Schlagwort: Gedenken

Stimme Deutschlands II

»Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 23. Februar«, heißt es bereits am 21. Februar auf dessen Website, »beim Benefizkonzert zu Gunsten der ›Haifa Arts Foundation‹ und des Vereins ›Erinnern für die Zukunft e. V.‹ in Bremen eine Ansprache gehalten: ›Gedenken darf nicht zum bloßen Ritual erstarren. [..] Wir müssen unser Gedenken mit Herz und frischen Ideen lebendig halten‹«.

Der Verein »Erinnern für die Zukunft e. V.« sieht es als seine Aufgabe, »Aktivitäten zu initiieren, zu unterstützen und zu koordinieren, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seinen Folgen bis in die Gegenwart auseinandersetzen«. Hervorgegangen ist er aus einem Koordinationskreis gleichen Namens, der »zum 50. Jahrestag der Pogromnacht 1988« in Bremen gegründet wurde.

Und weil Frank-Walter Steinmeier nicht nur ein Mann des Wortes, sondern ein Bundespräsident der Tat ist, hat er eine »frische Idee« schon umgesetzt, »sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seinen Folgen bis in die Gegenwart« auseinanderzusetzen: Wie BILD meldete, gratulierte er im Namen Deutschlands dem Regime in Teheran zum 40. Jahrestag der Islamischen Revolution.

Die Klerikaltyrannei, die es sich zum Staatsziel gemacht hat, den jüdischen Staat zu vernichten, beging, während das Glückwunschtelegramm in Teheran ankam, das Jubiläum mit den üblichen Aufmärschen mit »Tod Israel!«- und »Tod Amerika!«-Chören, und auch Staatsoberhaupt Ayatollah Seyed Ali Khamenei ließ sich nicht lumpen und forderte via Twitter die Ermordung Salman Rushdies.

Vierzig Jahre »kritischen Dialogs« mit den Mullahs waren also ein so toller wie voller Erfolg, und daher war es nie angebrachter als heute, Teheran die Glückwünsche aller Deutschen zu übermitteln. Frank-Walter Steinmeier hat mit seiner frischen Art des Auseinandersetzens »mit der Geschichte des Nationalsozialismus und seinen Folgen bis in die Gegenwart« wahren Innovationsgeist bewiesen.

Falsches Gedenken

Der Deutschlandfunk nachrichtet aus Sachsen: »Dresden erinnert heute an die Opfer des Zweiten Weltkrieges«. Das Erinnern findet, so ist zu hören, in Form einer »Menschenkette rund um die Altstadt« statt, mit der »ein Zeichen für Frieden, Demokratie und Menschenrechte« gesetzt werden soll. Jener »Zweite Weltkrieg« allerdings, an den da erinnert werden wird, war erstaunlich kurz:

»Bei den Bombardierungen durch die Alliierten am 13. und 14. Februar 1945 starben laut Schätzungen von Historikern etwa 25.000 Menschen. Nahezu die gesamte Innenstadt wurde zerstört.«

Während außerhalb des Tals der Ahnungslosen angenommen wird, der Zweite Weltkrieg sei ein von Deutschen organisierter Vernichtungskrieg gewesen, der ihnen nicht zuletzt die Vernichtung des europäischen Judentums ermöglichen sollte, daß dieser Krieg 55 Millionen Menschenleben forderte, darunter 6,3 Millionen Deutsche, gab es in der Dresdener Erzählung offenbar nur deutsche Opfer.

Es ist diese für Dresden so typische spezielle Wahrnehmung des Zweiten Weltkriegs, die dieses Erinnern so abstoßend macht. Es wird eben nicht »an die Opfer des Zweiten Weltkriegs« erinnert, sondern ein Opfermythos gepflegt, der sich bis auf begriffliche Nuancen kaum vom Narrativ der Extremisten unterscheidet, die sich anschicken, zur politisch dominierenden Kraft in Sachsen zu werden.

Einer, der die Barbarei der Deutschen leider nicht überlebte, notierte beim Anblick alliierter Bomber: »Was für ein Wunder an Form und Geschwindigkeit! Was für ein sonores Brummen in der Luft! Musik! Musik! Makabre Musik, Totenmarsch, aber Musik! Musik für fiebrig erhitzte Geister, Trost für die gequälten, gefolterten Seelen.« Das Dresdener Erinnern war und ist ein falsches.