Ayatollah Seyed Ali Khamenei, das »geistliche Oberhaupt« der Islamischen Republik Iran, hat einmal mehr bestritten, daß »sein« Land nach dem Besitz von Kernwaffen strebe. Der Bau und der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, so der »Revolutionsführer« nach Angaben iranischer Medien, widerspreche »islamischen Prinzipien«. Verfolgte Teheran dennoch dieses Ziel, könne indes niemand das Regime davon abhalten.
Daß Teheran gegenwärtig noch nicht über Kernwaffen verfüge, sei vor diesem Hintergrund der beste Beweis für das Fehlen entsprechender Absichten. Dieser »Argumentation« des Gotteskriegers mangelt es allerdings nicht bloß an Originalität. Auch ihre Überzeugungskraft ist doch günstigenfalls begrenzt. Das beginnt bereits bei der Behauptung, islamische Prinzipien stünden dem Streben und dem Besitz von Kernwaffen entgegen.
Wäre etwas dran an dieser These, Teheran müßte die Islamische Republik Pakistan als eine gotteslästerliche Entität betrachten und Beziehungen mit ihr meiden. In der Tat gehörte Islamabad 1979 zu den ersten Gratulanten nach dem »Erfolg« der »Grünen Revolution«. In jüngerer Zeit, etwa im August 2018, war der damalige iranische »Außenminister« Javad Zarif der erste hochrangige ausländische Gast der neuen Regierung in Islamabad.
Pakistans Premierminister Imran Khan wiederum stattete dem Regime in Teheran im Frühling 2019 einen mehrtägigen Freundschaftsbesuch ab. Die Islamische Republik Iran verfügt seit der Jahrtausendwende offiziell über taktische Nuklearstreitkräfte mit einem entsprechenden Waffenarsenal. Rühmten sich Islamabad und Teheran ihrer engen Bande, verstieße eine der beiden Parteien damit doch eklatant gegen »islamische Prinzipien«?
Mag das islamistische Regime in Teheran derzeit noch nicht über einsatzfähige Kernwaffen verfügen, daß es im Besitz des für ihre Herstellung und für ihren Einsatz nötigen Wissens ist und der notwendigen Technologie, bestätigt Ayatollah Seyed Ali Khamenei mit seinen »Argumenten« selbst: Niemand könnte Teheran von etwas abhalten. Wollte die Theokratie die von ihr zitierten »islamischen Prinzipien« einhalten, verstieße sie längst gegen sie.
Und so bleibt denn von der »Beweisführung« des »Revolutionsführers« wenig übrig. Zu schwer wiegen nicht zuletzt die von der Internationalen Atomenergiebehörde immer wieder dokumentierten Verstöße Teherans gegen den JCPOA, die und deren Ergebnisse eben schon lange nicht mehr mit zivilen Interessen begründbar sind. Traurig ist »nur«, daß das internationale Interesse, das Abkommen durchzusetzen, wirklich viel zu gering ist.