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»Deeskalation«

Das Regime der Islamischen Republik Iran droht mit einem Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag (Non-Proliferation Treaty). Wie Javad Zarif, der »Außenminister« der Klerikaldiktatur, erklärte, reagiert Teheran mit seiner Drohung auf die kürzlich erfolgte Aktivierung des Streitschlichtungsmechanismus’ des Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) durch Berlin, London und Paris.

Der Atomwaffensperrvertrag wurde 1968 von den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und der Sowjetunion ausgehandelt und unterzeichnet und trat im Frühjahr 1970 in Kraft. Zu den frühen Unterzeichnern des Abkommens, das die Abrüstung von Kernwaffen und die Verhinderung ihrer Verbreitung zum Ziel hat, gehörte 1968 auch der Iran, der es 1970, zwei Jahre später, ratifizierte.

Während der deutsche Außenminister Heiko Maas noch am Sonntag im Gespräch mit BILD für Verhandlungen mit Teheran warb und einer Erhöhung des Drucks auf das Mullah-Regime eine Absage erteilte, demonstriert es mit seiner jüngsten Ankündigung, wie wirkungslos das fortgesetzte Appeasement der E3-Europäer gegenüber der Islamischen Republik ist: Teheran eskaliert munter weiter.

Nachdem das Mullah-Regime in den letzten fünf Jahren durch heimliche und immer offener betriebene Verstöße gegen den JCPOA, das Atomabkommen von 2015, zielstrebig dafür gesorgt hat, die Breakout Time, die Zeit zwischen dem Entschluß zum Bau einer Atombombe und dessen Realisierung, immer weiter zu verringern, attackiert es nun ein grundlegendes internationales Abkommen.

Vom JCPOA, an dem die Europäer derweil in beharrlicher Realitätsverweigerung festhalten wollen, ist ganz offenbar nicht mehr viel übrig, von dem Teheran sich »distanzieren« könnte. Versucht Heiko Maas, die europäische Beschwichtigungs-Politik damit zu verteidigen, »Drohungen und militärische Zuspitzungen haben jedenfalls auch nichts gebracht«, ist das ein billiges Ablenkungsmanöver.

Denn es waren auf (gleichwohl oft unterlaufene) Sanktionen und auf militärischen Druck gestützte Drohungen, die Teheran erst an den Verhandlungstisch zwangen. Dort freilich wollten die Europäer und ein »europäischer« US-Präsident ein Abkommen um jeden Preis, das daher voller Lücken und Fehler ist – ein Werkzeug für die Mullahs zur Erpressung seiner insbesondere europäischen Partner.

Die ließen und lassen sich von den Mullahs lieber gegen Washington ausspielen als Teheran Grenzen aufzuzeigen. Das nutzte die Gelegenheit, ab 2016 seinen Einfluß in der Region mit terroristischen und militärischen Mitteln auszuweiten, aus seiner Sicht gewiß nicht eben erfolglos, amerikanische Containment-Bemühungen hintertrieben als Komplizen die Europäer mit ihrem Appeasement.

Die jüngsten Drohungen Teherans sind denn auch nicht das Ergebnis amerikanischen Drucks, sondern der europäischen Weigerung, ihn gegen die anmaßenden Zumutungen Teherans zu unterstützen. »Die EU setzt auf Diplomatie statt Eskalation«, meint Heiko Maas dennoch und meint damit selbstverständlich nicht Teheran, sondern Washington. Javad Zarif dankt es ihm nun auf seine Weise.

Männerfreundschaft

In den vergangenen Wochen konnte man Javad Zariv, den »Außenminister« der Islamischen Republik Iran beim kollegialen Gedankenaustausch mit Mahmoud al-Zahar sehen, einem Gründer der islamistischen Terrororganisation Hamas, oder, erst vor wenigen Tagen, im Gespräch mit Hassan Nasrallah, Anführer der in aller Welt terroristisch und in Syrien kriegsverbrecherisch aktiven Hisbollah.

Am Sonnabend nun schüttelte der deutsche Sozialdemokrat Heiko Maas Javad Zarif die Hand und lies sein Auswärtiges Amt etwas von einem »konstruktiven Dialog mit Iran« zwitschern, den »wir brauchen«. Heiko Maas, der gern predigt, »wir müssen aufstehen gegen Antisemitismus«, in einer Reihe mit und lächelnd neben ausgemachten Antisemiten – das ist die deutsche Außenpolitik 2019.

Ein Diplomat mit Anstand hätte Javad Zarif gemieden, ein Pragmatiker den »konstruktiven Dialog« diskret hinter sich gebracht. Heiko Maas, der fordert, »seien wir nicht nur lauter [als Hass], sondern stellen wir uns jeder Form von Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung auch entgegen«, und zwar »jeden Tag, überall«, hingegen läßt den Beweis seiner Skrupellosigkeit veröffentlichen.

Ohne Bedenken posiert er neben dem Repräsentanten eines Regimes, das die Vernichtung Israels, des jüdischen Staates, zum Staatsziel erhoben hat und daran arbeitet, es mit terroristischer und nicht zuletzt nuklearer Waffengewalt zu verwirklichen, das Mordkommandos auf Dissidenten hetzt und die »eigene« Bevölkerung seit 40 Jahren tyrannisiert. »Wertegebundene Außenpolitik« in Aktion.