Schlagwort: Jeremy Issacharoff

Selbstentlarvung

Während Führung und die Fraktion der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) im Bundestag zu Berlin versuchen, sich und ihrer Partei einen proisraelischen Anstrich zu geben, entblößt die mit einer Hetz-Kampagne gegen Jeremy Issacharoff, der seit beinahe zwei Jahren den jüdischen Staat als Botschafter in Deutschland vertritt, einmal mehr ihre abstoßende antisemitische Fratze.

Unterstützt von ihrem Sprachrohr Jouwatch, einem Treffpunkt passionierter Verteidiger deutschen Judenhasses im Weltnetz, läßt die blaubraune Partei ausgerechnet ihre »Juden in der AfD« die Regierung in Jerusalem auffordern, Jeremy Issacharoff aus Berlin abzuziehen: »Herr MP Benjamin Netanyahu, befreien Sie uns von diesem Botschafterdarsteller!« Schon die Wortwahl ist verräterisch.

Noch tiefer aber lassen die Vorwürfe blicken, mit denen die Kostüm- und Alibijuden der AfD ihre anmaßende Forderung an den israelischen Regierungschef, nun ja, begründen. Jeremy Issacharoff, klagen sie, habe »schon als Vater versagt« – Sohn Dean Issacharoff nämlich ist ein Aktivist der »NGO« Breaking the Silence – und sei daher »kein geeigneter Mann« für den Posten als Botschafter.

Doch Jeremy Issacharoff, der im übrigen als hervorragender Experte auf dem Gebiet der Eindämmung von Proliferation sowie bei der Bekämpfung von Terrorismus gilt, wird nicht nur verantwortlich gemacht für politische Ansichten seines erwachsenen Sohnes, sondern auch für ein Treffen seiner Frau Laura Kam mit Abu Mazen im Rahmen ihrer Tätigkeit für eine proisraelische NGO.

»Man achte«, kommentieren die ganz der braunen Traditionspflege verpflichteten AfD-Spezialisten für Sippenhaftung eine entsprechende Aufnahme, »die devote Körperhaltung« Laura Kams, die für Organisationen wie die Anti-Defamation League und The Israel Project in China, Indien, Rußland und Europe tätig war. Dann aber kommen die Ankläger doch noch zum Botschafter höchstselbst.

Jeremy Issacharoff, haben sie herausgefunden, nutze eine Photographie, die ihn zusammen mit dem deutschen Außenminister Heiko Maas zeigt, »als persönliches Startbild« auf Facebook. Und das ist natürlich ganz unerhört! Ein israelischer Botschafter zeigt sich gemeinsam mit dem Außenminister des Landes, in dem er stationiert ist. Wäre es nicht so traurig absurd, man müßte wohl laut lachen.

Die Alternative für Deutschland bestätigt mit ihrer gegen die Personalpolitik der israelischen Regierung gerichteten Diffamierungskampagne, daß ihr jede demokratische Reife, jeder zivilisatorische Anstand fehlt. Hinter ihrer scheinbürgerlichen Maske lauert der ganz gewöhnliche deutsche Antisemitismus aus Zeiten, in denen man im Reich noch auf den Endsieg durch die Wunderwaffe hoffte.

Absage

Jeremy Issacharoff, der israelische Botschafter in Berlin, hat in einem Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung die Politik Jerusalems bekräftigt, offizielle Kontakte zur Partei Alternative für Deutschland (AfD) zu verweigern. »Unsere Begründung«, zitiert die Zeitung den Diplomaten, »ist klar: Spitzenpolitiker der AfD haben Aussagen gemacht, die für jeden Juden oder Israeli sehr verletzend sind.«

Dabei bezog Jeremy Issacharoff sich ausdrücklich auf unschwer zu identifizierende Vertreter der AfD, die »den Holocaust als Vogelschiss [..] bezeichnen oder Stolz auf die Wehrmacht [..] fordern. Unser Präsident hat das sehr klar formuliert: Wenn es Leute gibt, die sich als demonstrativ proisraelisch darstellen, aber im Kern antisemitisch sind, haben wir keinerlei Interesse an einem Kontakt.«

Dennoch vermag der Repräsentant Israels in Berlin nicht ganz zu überzeugen. Denn wo Jerusalem erfreulich konsequent auf Distanz zur AfD geht, fehlt es doch an ähnlicher Deutlichkeit der israelischen Regierung einerseits gegenüber den anderen deutschen Parteien, deren Bekenntnisse zu Israel und zum Kampf gegen Antisemitismus regelmäßig doch kaum mehr sind als leere Versprechungen.

Und andererseits läßt sich Jerusalem noch zu leichtfertig auf Avancen anderer europäischer rechter Parteien ein, zumal solchen in Regierungsverantwortung. Zwar können die mit gewissen Gefälligkeiten für sich werben, etwa der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels, die Frage allerdings ist berechtigt, ob Israel noch auf solchen durchaus zweifelhaften Respekt angewiesen ist.