In der Partei, die sich Alternative für Deutschland nennt, soll sich an diesem Wochenende ein Kreis Juden in der AfD konstituieren. Das Vorhaben hat für einige Aufregung gesorgt und stieß und stößt auf scharfe Kritik zahlreicher jüdischer Verbände. Über die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit dürfte sich die Partei sich nicht geärgert haben, vielleicht war genau sie auch das Ziel.
Einer, dem die Juden in der AfD zu einem Auftritt im Deutschlandfunk verhalfen, ist Volker Münz, der der AfD-Fraktion im Bundestag den religionspolitischen Sprecher macht und – kaum überraschend – in seiner Partei keine antisemitische Tendenzen erkennen will. Er findet, gegen die AfD vorgetragene Antisemitismusvorwürfe seien kontraproduktiv, weil sie den Nationalsozialismus verharmlosen würden.
»Generell«, so Volker Münz, müsse man »sagen, daß der Antisemitismus-Vorwurf viel zu oft, viel zu häufig gebraucht wird«. Denn »damit relativiert man selbst die Schrecken des Nationalsozialismus, wenn man das mit allem und jedem in Zusammenhang bringt«. Das ist für eine Partei, die doch nicht müde wird, »importierten Antisemitismus« anzuprangern, eine recht interessante Aussage.
Der Satz des Volker Münz verwirrt aber auch: Wenn der Nationalsozialismus der Maßstab dafür ist, wann vor Antisemitismus gewarnt werden darf und wann nicht, kann es dann überhaupt Antisemitismus ohne Nationalsozialismus geben? »Antisemitismus ist Massenmord und muss dem Massenmord vorbehalten bleiben«, hat einmal der besonders »linke« Politiker Diether Dehm behauptet.
Muß Antisemitismus nun nach Ansicht Volker Münz’ dem Nationalsozialismus vorbehalten bleiben, gegen was oder wen streitet dann »die einzige Partei in Deutschland [..], die den wirklich gefährlichen Antisemitismus, nämlich den islamischen, bekämpft«, eigentlich tatsächlich? Vielleicht werden die Juden in der AfD es noch herausfinden. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät für sie.