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Demokratiefeinde

Mit einem Offenen Brief, den die britische Tageszeitung The Guardian am vergangenen Freitag abdruckte, appellieren 20 mehr oder minder berüchtigte Künstler an Kinobetreiber im Vereinigten Königreich, sich nicht am am Montag beginnenden Seret-Filmfestival zu beteiligen, in dessen Rahmen zahlreiche Filme aus israelischer Produktion einem internationalen Publikum vorgestellt werden.

Nach Großbritannien wird das Festival Station in Deutschland (September), den Niederlanden (November) und Anfang 2020 schließlich in Chile machen. Die Filme spiegeln auf verschiedene Weise die Diskurse, die die israelische Gesellschaft prägen, und hinterfragen dabei auch nicht eben selten kritisch etwa »King Bibi«, den israelischen Premier Benjamin Netanjahu, oder die »Besatzung«.

Darauf freilich gehen die Unterzeichner des Offenen Briefs gar nicht ein, unter ihnen der international leider noch renommierte Regisseur Ken Loach. Sie nutzen die Gelegenheit vielmehr dazu, glühenden Antisemitimus und rasende Demokratiefeindlichkeit gleichermaßen eindrucksvoll zu dokumentieren, indem sie die jüdische Demokratie mit dem islamistischen Sultanat Brunei gleichsetzen.

Israel, das für sie für 70 Jahre Unrecht steht, dämonisieren sie so, während sie gleichzeitig ein islamistische Unrechts-Regime durch ihre Gleichsetzung verharmlosen und damit demonstrieren, was sie tatsächlich von Menschenrechten, die zu verteidigen sie vorgeben, halten – nicht einmal gar nichts. Wer sich über Israel informieren möchte, dem hat das Seret-Filmfestival einiges zu bieten.

Indem Ken Loach & Co. dafür plädieren, der Öffentlichkeit diese Möglichkeit vorzuenthalten, offenbaren sie zugleich welch Geist sie treibt. Sie wollen bevormunden und indoktrinieren, weil sie weder gewillt sind, andere Ansichten als die ihren zu akzeptieren, noch fähig, sich zivilisiert mit ihnen auseinanderzusetzen. Eine Demokratie muß solche erbärmlichen Gestalten aushalten. Leider.

Ordinärer Haß

Mitte Mai wird in Tel Aviv der 64. Eurovision Song Contest ausgetragen. Gut 100 Tage vor dem Ereignis, das unter dem Motto »Wage zu träumen« (»Dare to dream«) steht, werden in den 42 teilnehmenden Staaten die Künstler bestimmt, die ihr Land bei dem Wettstreit vertreten sollen und darauf hoffen dürfen, es mit ihrem Sieg zum Austragungsort der 65. Auflage des Spektakels zu machen.

Seit das im vergangenen Jahr der israelischen Künstlerin Netta gelang, mobilisieren in ganz Europa Feinde des jüdischen Staates gegen den ESC in Tel Aviv und schrecken in ihrem von Antisemitismus und Homophobie geprägten Haß auch nicht davor zurück, Teilnehmern Gewalt bis hin zum Mord anzudrohen, wie etwa der 19 Jahre alte französische Sänger Bilal Hassani berichten kann.

Im britischen Guardian springen den gewaltbereiten Hetzern derweil allerlei kulturschaffende Antisemiten bei, die im Namen von – ausgerechnet – Zivilisation und Menschenrechten an die British Broadcasting Company (BBC) appellieren, doch noch für eine Verlegung des ESC zu sorgen oder den Wettbewerb zu boykottieren. Unterzeichnet ist das Pamphlet von den üblichen Berüchtigten.

Natürlich schaffen es Peter Gabriel, Ken Loach, Roger Waters et al. nicht, mit auch nur einem Wort sich von jener Hetze und Gewalt zu distanzieren, mit der Künstler wie Bilal Hassani sich konfrontiert sehen. Und das verrät nicht nur, wie gleichgültig diesen Gestalten die Werte sind, auf die sie sich zu berufen wagen, sondern, daß Antisemitismus und Gewalt untrennbar zusammengehören.