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Cancel Culture

Ab dem Wochenende wird mit »Tod auf dem Nil« die inzwischen dritte Verfilmung des gleichnamigen Kriminalromans von Agatha Christie erstmals weltweit in Kinos zu sehen sein. Ursprünglich war der Film bereits für November 2019 angekündigt worden, Verzögerungen sorgten jedoch dafür, daß das Werk, in dem Hercule Poirot den Mord an Lady Linnet Ridgeway klärt, erst jetzt veröffentlicht wird.

Nur in Kuwait werden derweil Kinofreunde noch länger auf eine jedenfalls legale Möglichkeit warten müssen, sich selbst ein Bild von den Qualitäten des Films zu machen. In der Golf-Monarchie nämlich mag man Gal Gadot nicht, die die Rolle der Linnet Ridgeway spielt. Die Schauspielerin ist nicht nur Bürgerin des jüdischen Staats, sondern hat es sogar gewagt, die Hamas für ihren Terror zu verurteilen.

Deshalb gab das Informationsministerium in Kuwait jetzt bekannt, daß der Film in dem arabischen Land verboten werde. Angeblich folge es damit Kritik an der Darstellerin in sozialen Medien. In der Tat dürfte es sich dabei um einen vorgeschobenen Grund handeln. er einen Film – weshalb auch immer – nicht sehen möchte, muß gewöhnlich nicht durch staatliches Eingreifen davon abgehalten werden.

Das Verbot des Films ist vielmehr Ausdruck des kuwaitischen staatlichen Antisemitismus’. Verfolgen andere arabische Staaten eine Politik der Annäherung gegenüber Israel und dem Judentum, gehören der Haß auf Juden und Israel trotz durchaus anderslautender Bekenntnisse der Staatsführung zu Toleranz und Vielfalt zur kuwaitischen Staatsräson, die nicht zuletzt Lehrpläne – und damit Generationen – prägt.

In Deutschland sorgt die Weigerung der staatlichen Fluggesellschaft Kuwait Airways mit ihrer Weigerung, israelische Bürger zu befördern, wiederholt für Schlagzeilen, die gleichzeitig immer wieder auch ein Schlaglicht auf die offizielle (Nicht-)Haltung Berlins dazu werfen. Das Verbot eines Films wegen einer israelischen Darstellerin ist »nur« ein weiteres Kapitel in der Geschichte kuwaitischen Antisemitismus’.

Im August 1990 marschierten irakische Truppen in Kuwait ein, das Bagdad am 28. August annektierte. Am 16. Januar 1991 begann eine mit einem Mandat des UN-Sicherheitsrats ausgestattete internationale Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten, die irakischen Invasoren aus Kuwait zu vertreiben. Unter den Befreiern waren nicht wenige jüdische Soldaten. Wird Kuwait ihnen das je verzeihen?