Schlagwort: Magdeburg

Gewissensfrage

Den Landesverband Sachsen-Anhalt des Bundes der Steuerzahler e.V. – nach eigenen Angaben das »Finanzgewissen« Deutschlands – belastet eine schwere Frage: »Kann es denn richtig sein, dass der Staat jährlich steigende Staatsleistungen an die Religionsgemeinschaften, auch an die jüdische Gemeinde, zahlt« und dann auch noch weitere Mittel für die Errichtung eines »Sakralbaus bereitstellt«?

Ralf Seibicke, der früher als Chef des Landesrechnungshofs und heute als Vorstand des Bundes der Steuerzahler in Sachsen-Anhalt »Politik und Verwaltung beim Geldausgeben kritisch auf die Finger« schaut, kann nicht fassen, daß das Land den Neubau einer Synagoge in Magdeburg mit 2,8 Millionen Euro unterstützen will. Das sei, meint er, wahrscheinlich eine Verschwendung von Steuergeldern.

Die Religionsgemeinschaften würden, argumentiert der ausgebildete Finanzökonom, ohnehin schon viel Geld vom Staat bekommen, da sei es doch zumutbar, »die erheblichen Millionenbeträge, die man bekommt«, auch zum Sparen für ihre Gebäude zu nutzen. Denn »unserer Meinung nach sollte jede Religionsgemeinschaft selber für den Neubau einer Kirche verantwortlich sein«, so Ralf Seibicke.

Bis 1938 stand in Magdeburg eine der bis dahin ältesten Synagogen in Europa. Vom antisemitischen Mob, ganz »normalen« Deutschen, wurde ihr Inneres in der Nacht zum 10. November 1938 zerstört. Da in ihrer Nähe Wohnhäuser standen, wurde das Gebäude indes nicht angesteckt. Die vollständige Zerstörung aller Synagogengebäude besorgte dann ein Sprengkommando im Frühjahr 1939.

Vorwürfe, seine Kritik an der Förderung des Neubaus der Synagoge in Magdeburg sei geschichtsvergessen, weist Ralf Seibicke zurück. »Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Wir würden uns raushalten, wenn das Religionsgemeinschaften selber aus ihren Mitteln planen, bauen und betreiben würden. Aber so lange öffentliche Mittel im Gespräch sind, muss man diese Frage aufwerfen dürfen.«