Schlagwort: Matthias Burchard

Verschwörung gegen den »Widerstand«

Ende Mai durfte der als »Leiter des UNRWA-Vertretungsbüros Europa« vorgestellte Matthias Burchard in einem von der Tageszeitung Die Welt veröffentlichten Beitrag behaupten, das »Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten« sei nicht nur weit besser als sein Ruf, sondern Vorwürfe, »die UNRWA schüre Hass und Gewalt in seinen Schulen [sic!]«, als groben Unfug bezeichnen:

»Immer wieder f[i]nden politisch motivierte Vorwürfe und Verschwörungstheorien mit irreführenden und längst widerlegten Unterstellungen ihren Weg in die Medien. Diese dienen einzig dem Ziel, das auf UN-Werten basierende Bildungsprogramm der UNRWA und ihre humanitäre Arbeit zu politisieren und zu diskreditieren.«

Wenn, legte die Überschrift des Beitrags nahe, in »Palästina« eine »Förderung von Hass« stattfinde, dann seien »unsere Lehrer« daran nicht beteiligt. Die würden es nämlich als ihre Verpflichtung ansehen, »Jugendliche erfolgreich darauf vor[zu]bereiten, verantwortungsbewusste Weltbürger zu sein«, was nicht zuletzt Auszeichnungen »mit dem British Council International School Award« bescheinigten.

Jetzt läßt die Website Electronic Intifada, die bislang noch nicht als Teil der zionistischen Weltverschwörung aufgeflogen ist, Lehrer zu Wort kommen, die an Schulen des »Hilfswerks« damit beschäftigt sind, »verantwortungsbewusste Weltbürger« heranzuziehen. Im Austausch mit Khuloud Rabah Sulaiman werfen sie der UNRWA vor, sie dürften sich zumindest öffentlich nicht mehr äußern, wie sie wollten.

So wird etwa ein Englisch-Lehrer in Diensten des »Hilfswerks« zitiert, der ausführt, er habe »meine Unterstützung für den palästinensischen Widerstand über Facebook zum Ausdruck gebracht, insbesondere während der letzten drei israelischen Angriffe auf Gaza und bei vielen anderen Ereignissen in ganz Palästina«, müsse sich nun wegen der internationalen Kritik an der UNRWA aber zurücknehmen.

Er sei regelrecht zum Schweigen gebracht worden und überlege, all seine Konten in sozialen Netzwerken zu löschen: »Ich kann meinen Ärger über die aktuellen Ereignisse in Jerusalem, im Westjordanland und sogar über den letzten israelischen Angriff auf den Gazastreifen nicht mehr veröffentlichen«. Wird er, werden sie sich aber auch im Klassenzimmer zügeln, wo das Publikum weniger international ist?

Verfolgte Unschuld

Die Tageszeitung Die Welt veröffentlichte jüngst einen von Matthias Burchard verfaßten Meinungsbeitrag, in dem der als »Leiter des UNRWA-Vertretungsbüros Europa« fungierende Autor Vorwürfe, das »Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten« fördere an seinen Schulen Haß auf Israel und Juden, als »durchsichtige[n] politische[n] Schachzug« zurückweist.

Statt nun allerdings darüber aufzuklären, wen und welche Motive er hinter diesen »Verschwörungstheorien mit irreführenden und längst widerlegten Unterstellungen« vermutet, erklärt Matthias Burchard, die Lehrpläne der UNRWA seien nicht nur »akademisch solide«, ihnen sei vielmehr zu verdanken, daß »die Bildungsergebnisse an UNRWA-Schulen [..] zu den besten in der Region« gehörten.

»Die UNRWA erteilt nachweislich qualitativ hochwertigen Unterricht für Hunderttausende von Kindern und überprüft Lerninhalte kontinuierlich, um sicherzustellen, dass diese den Qualitätsstandards der UN entsprechen. Wo dies nicht der Fall ist, geht die UNRWA systematisch gegen Verstöße vor.«

Als vor einigen Jahren in Schulen der UNRWA in Gaza gelagerte Raketen »entdeckt« wurden, hatte Matthias Burchard eine Erklärung von ähnlicher Überzeugungskraft parat:

»Wir haben ungefähr 280 Einrichtungen und Gebäude im Gesamt-Gaza-Streifen, und nicht alle sind immer voll besetzt. Wir haben Wachen da, aber unbewaffnete Wachen, die die verschlossenen Gebäude bewachen, wenn sie nicht genutzt werden [..], wie während der Schulferienzeit.

Und in diesen Zeiten, wo auch starke Kämpfe waren, daß die Hamas in diese Schulen eingebrochen ist, anscheinend, oder andere Gruppen, um dort Waffen zu lagern. Wir kontrollieren all unsere Gebäude, und wenn wieder eine Waffenruhe eingekehrt ist, haben wir das auch sofort gefunden und entsprechend entsorgt [..]. Mehr können wir nicht machen, wir haben nicht die Möglichkeiten, hier mit Waffengewalt unsere Schulen zu schützen.«

Oder »unsere« grundsoliden Lehrpläne. Vor der Hamas oder »anderen Gruppen«, denen es doch immer wieder gelingt, ihre rufschädigenden Botschaften in ihnen unterzubringen, jenen, die sie zuverlässiger entdecken und dokumentieren als »unser« stets bemühtes Monitoring, und schließlich denen, die daraus ihre »Verschwörungstheorien« stricken. Die UNRWA, scheint’s, braucht wirklich jede Hilfe.