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Zu Protokoll

»Niemand vertreibt irgendwelche Palästinenser.«

Donald J. Trump, Präsident, 12. März 2025

»Es hat eine Arbeitssitzung gegeben zum Thema Nahost, auch darüber will man hier sprechen. Auch da ist man ja mit unterschiedlichen Positionen konfrontiert, dem amerikanischen Plan, Gaza zu einem amerikanischen Immobilienprojekt zu machen, die Bevölkerung des Gazastreifens zwangsumzusiedeln, vertreiben, zwangszuvertreiben, würden Völkerrechtler sagen.«

Stephan Detjen, »Journalist«, Deutschlandfunk, 13. März 2025

Kein Versprecher

Antisemitismus ist nicht angeboren, er wird erworben. Antisemitische Vorurteile werden verbreitet, gestreut, bestätigt. Beim Kölner Deutschlandfunk kommt das Ressentiment daher als von der Moderatorin vorgetragene abendliche »Information«: »Die israelische Regierung hat nach Hilfslieferungen nun auch die Stromversorgung des Gazastreifens gestoppt. Ziel dieses völkerrechtswidrigen Vorgehens ist es, Druck auf die Hamas auszuüben«.

Tatsächlich ist es richtig, daß Jerusalem angekündigt hat, nach dem Auslaufen der ersten Phase des Deals und angesichts der Weigerung der Hamas, diese bis zur Verabredung einer Folgeregelung zu verlängern, keine Lieferungen mehr nach Gaza zuzulassen. Es stimmt auch, daß Jerusalem am Sonntag über die Unterbrechung der Stromversorgung der letzten überhaupt noch aus Israel mit elektrischer Energie versorgten Anlage in Gaza informierte.

Falsch allerdings ist es, diese Maßnahmen als »völkerrechtswidrig« zu bezeichnen. Und es ist diese durch keine Quellen belegte Bewertung, die nicht bloß die antiisraelische Voreingenommenheit der Moderatorin Stephanie Rohde offenbart, sondern antisemitische Ressentiments sät, fördert und bestätigt. Wer will, kann diese Schritte der israelischen Regierung falsch nennen, sie als richtig verteidigen, sie dumm finden oder als moralisch gerechtfertigt.

Völkerrechtswidrig aber sind sie nicht, schlimmstenfalls umstritten. So ist eine Unterbrechung von Hilfslieferungen dann zulässig, wenn es triftige Gründe zu der Annahme gibt, daß diese Lieferungen »ihrer Bestimmung entfremdet werden«, »der Feind daraus einen offensichtlichen Vorteil für seine militärischen Anstrengungen und seine Wirtschaft ziehen« könnte oder die Kontrolle über ihre ordnungsgemäße Verwendung nicht gesichert ist.

Zwar gebietet das »Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten« einen größtmöglichen Schutz der Zivilbevölkerung, gleichwohl schließt dies eben Blockaden von Warenströmen nicht grundsätzlich aus. Zur Versorgung des Feindes mit elektrischer Energie macht es gleich gar keine ausdrücklichen Vorgaben. Daß jedenfalls die Hamas von israelischen Stromlieferungen nach Gaza profitieren könnte, bedarf keiner Begründung.

An anderer Stelle zitierte die ARD, zu der der Deutschlandfunk gehört, Christoph Safferling, Professor für Völkerrecht, als einschlägigen Experten. Der sieht die israelischen Maßnahmen gegen die Hamas durchaus kritisch, schränkt allerdings auch ein, »allenfalls sei das mal für ein paar Tage zulässig, um einen Angriff vorzubereiten«. Das Urteil »völkerrechtswidrig« wäre aber auch danach am Tag der Verkündung der Stromabschaltung unzulässig.

Der Deutschlandfunk ist ein Sender, bei dem peinlich genau darauf geachtet wird, daß Terroristen ihre Opfer »töten« und nicht ermorden, der ihnen also die niederen Motive, die einen Mord ausmachen, abspricht. Wenn eine Moderatorin sich anmaßt, Maßnahmen zu bewerten, sie so zu bewerten, die dann nicht einmal näher erörtert werden, ist das daher kein läßlicher Irrtum, sondern es darf wohl Vorsatz hinter dieser Verleumdung vermutet werden.

»Zeichen der Hoffnung«

Antisemitismus hat viele Gesichter. Eins davon ist das des Senders arte, der eigenen Angaben zufolge mit seinem Programm »die kulturelle Vielfalt Europas« spiegelt, um »unserem Publikum Hintergründe und Inspiration [zu] vermitteln, um die Herausforderungen der Welt zu verstehen und einen Platz in ihr zu finden«. Teil dieser »kulturellen Vielfalt« sind die »für Kids von 10 bis 14 Jahren« aufbereiteten »Nachrichten« des »arte Journals Junior«.

»Zeichen der Hoffnung«: »Palästina« in den Grenzen von arte

Jüngst war dort zu erfahren, daß »nach 15 Monaten Krieg« in Gaza »fast alles zerstört« sei: »Schulen, Wohnhäuser, Unternehmen«. »Alles« sei »knapp«, »viele Menschen haben nicht mal warme Kleidung«. Und deshalb hätten sich »einige Frauen [..] etwas einfallen lassen«, wie sie »ohne Strom, Stoffe und Knöpfe [..] Pullis oder Hosen herstellen« könnten: Sie arbeiten Decken in Kleidung um, den Strom für die Nähmaschinen liefert ein Fahrraddynamo.

Und damit der »palästinensische« Nachwuchs die zu »günstigen« Preisen gehandelten Produkte der resilienten Unternehmerinnen auch mag, werden sie mit Zeichentrickfiguren bestickt. Eine Kundin in dem Beitrag jedoch möchte kein Sweatshirt mit »Hello Kitty«- oder »Mickey Mouse«-Motiv von den als Vorbildern dargestellten Unternehmerinnen erwerben, sondern »das mit der Palästina-Karte«, weil das ihr nämlich »noch besser« gefalle.

Und natürlich läßt das »arte Journal Junior« es sich nicht nehmen, diese »Palästina-Karte« auch zu zeigen. Und zu sehen ist da ein – so beschriftetes – »Palästina«, das das Gebiet Israels umfaßt. »Die meisten Teenies wählen Symbole von Palästina«, erklärt eine Sprecherin dazu, »es macht sie stolz, so zeigen sie, daß sie ihr Land lieben«, das sei »auch ein Zeichen der Hoffnung für sie, daß sie nach Monaten der Zwangsumsiedlung bald wieder nach Haue können«.

Das »arte Journal Junior« findet nichts dabei, daß das »Palästina«, das es völlig distanzlos sogar zu einem »Zeichen der Hoffnung« erklärt, ein Gebilde propagiert, wie es der Hamas vorschwebt – from the river to the sea. Die Sendung dokumentiert damit einerseits richtig, wie selbst gewöhnliche »Palästinenser« ticken. Indem sie andererseits aber auf jede Einordnung verzichtet, macht sie sich diese antisemitische Vorstellung von »Palästina« zu eigen.

Das »arte Journal Junior« impft damit selbst seinem Zielpublikum, »Kids von 10 bis 14 Jahren«, eine Vorstellung eines »Palästina« ein, neben dem kein Platz ist für den jüdischen Staat. Der wird einfach kommentarlos ausgelöscht, Israels Existenz ganz nebenbei zu einem Unrecht. Das ist kindgerecht servierter lupenreiner Antisemitismus, eine Sympathiebekundung für den »Widerstand« und seine »Al-Aksa-Flut«. Arte marschiert im Gleichschritt mit der Hamas.

Weißkittel ohne Grenzen

Gegenüber dem Kölner Deutschlandfunk hat am Morgen Christian Katzer, der als Geschäftsführer des deutschen Flügels der Médecins Sans Frontières (MSF) vorgestellt wurde, schwere Anschuldigungen gegen Israel erhoben. Von Moderator Thielko Grieß mit Suggestivfragen freilich auch dazu gedrängt, behauptete er, die israelischen Streitkräfte zerstörten in Gaza »systematisch« zivile Infrastruktur, betrieben dort »ethnische Säuberungen«.

»Temperaturen knapp über 0 Grad und anhaltende[r] Regen«: Zionistische Wetterfrösche bei der BBC?

»Was wir ganz klar sehen«, erklärte der »Arzt ohne Grenzen« in dem Gespräch, »ist eine systematische Zerstörung von ziviler Infrastruktur, natürlich von Krankenhäusern, von Straßen, von Schulen«. »Ganz klar« käme es auch zu »Vertreibungen«, besonders im Norden Gaza. »Die anhaltenden Verwüstungen, Massentötungen, schwere körperliche und psychische Verletzungen, die lassen eigentlich nur den Schluß zu, daß es da ethnische Säuberungen sind«.

Wer es in diesen Tagen freilich wie Christian Katzer wagt, über die Witterungsbedingungen in Gaza zu behaupten, »jetzt mit Temperaturen knapp über 0 Grad und anhaltendem Regen, da ist einfach alles naß und schmutzig«, stellt damit nicht unbedingt Kompetenz unter Beweis. Die BBC etwa sagt für die kommenden Tage in Gaza Sonnenschein bei meist wolkenlosem Himmel und Tagestemperaturen von über 16 bzw. Nachttemperaturen über 10°C voraus.

Das scheint mit »Temperaturen knapp über 0 Grad« und »anhaltendem Regen« eher weniger zu tun zu haben. Und ähnlich ist es bei Christian Katzers Behauptungen über »systematische Zerstörungen« und »Massentötungen«. In der Tat werden Schulen angegriffen und auch Krankenhäuser. Dabei kommt es auch zu Zerstörungen. Das allerdings liegt daran, daß diese tatsächlich von islamistischen Verbrechern zu terroristischer Infrastruktur umfunktioniert wurde.

Die Médecins Sans Frontières sollten wissen, wie die Hamas und ihre Verbündeten durchaus systematisch Zivilisten, »Hilfsorganisationen« oder »zivile« Infrastruktur unterwandern bzw. für ihre Zwecke mißbrauchen: Als die MSF im Juni um ihren »Kollegen« Fadi Al-Wadiya, den israelische Einsatzkräfte »ermordet« hatten, trauerten, beklagte auch der Islamic Jihad den Verlust. Fadi Al-Wadiya war einer der Fachmänner der Terrororganisation für Raketenbau.

Doch sechs Monate später ist das alles längst wieder vergessen, zumindest Christian Katzer hat aus diesem Fall offenbar nicht gelernt, daß »Krankenhäuser« oder »Schulen« in Gaza mehr sein können als lediglich zivile Infrastruktur. Er, der »ganz klar« sieht, schafft es schließlich noch, sich ernsthaft darüber zu beklagen, daß die israelischen Streitkräfte Einsätze ankündigen. Ist es vermessen, einem solchen Menschenfreund gewisse Wahrnehmungsstörungen zu bescheinigen?

Expertise

Wo immer im deutschsprachigen Raum in diesen Tagen über Bashar al-Assads überstürzten Abgang nach Moskau diskutiert wird, darf Kristin Helberg nicht fehlen. Weil die Journalistin bis 2008 einige Jahre in Syrien verbracht hat, gilt sie ihren Gastgebern als »Expertin«. Und da unter den vielen Syrern, die mittlerweile in der Diaspora leben, wohl keiner mit vorführbaren Deutschkenntnissen zu finden ist, wird immer wieder sie eingeladen.

Und da darf sie dann unwidersprochen Proben ihrer Expertise geben, die etwa so gehen: »Vielleicht noch ein Satz zu Israel. Die bisherigen territorialen Verschiebungen, die Israel in den letzten Jahrzehnten vorgenommen hat, haben sie nie wieder aufgegeben. Wo Israel hingegegangen ist, ist es nicht wieder weggegangen«. Vielleicht hat Kirsten Helberg das so in Damaskus gehört und glaubt es seither, mit Tatsachen freilich hat es wenig gemein.

Während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 rückten die israelischen Streitkräfte bis zum Suez-Kanal vor, fünfeinhalb Jahrzehnte später sind Sharm El Sheikh oder El Qantara nicht unbedingt als israelische Grenzstädte bekannt. 2000 zog Israel sich nach gut zwei Jahrzehnten der Besatzung aus dem Libanon zurück, sechs Jahre später zog es sich nach einem mehrwöchigen Krieg gegen die islamistische Hisbollah erneut aus dem Nachbarland im Norden zurück.

Ein Jahr zuvor, 2005, räumte Israel Gaza, teils unter Anwendung von Gewalt wurden jüdische Zivilisten gezwungen, ihren dortigen Besitz aufzugeben. Die Hamas gewann im darauffolgenden Januar »Wahlen« und verstärkte ihre Raketenangriffe auf Israel in den folgenden Wochen. Kurzzeitig rückten israelische Truppen darauf erneut in Gaza ein, zogen sich im November 2006 aber wieder zurück. 2007 vertrieben die Islamisten Abu Mazen aus Gaza.

Seither zettelte die Hamas mehrere Kriege gegen den jüdischen Staat an, die allesamt nicht in eine dauerhafte Besetzung des Gebiets mündeten. Ob die »Al-Aksa-Flut«, der bisher letzte Versuch der Islamisten, Israel auszulöschen, ebenso ausgeht, bleibt abzuwarten. Vom Kriegsschauplatz Libanon wurden derweil erste Abzüge israelischer Einheiten gemeldet. »Wo Israel hingegegangen ist, ist es nicht wieder weggegangen.« In der Welt Besessener.

Deutsche Tugend

Wurden noch am Sonnabend in Damaskus vehement Gerüchte bestritten, Blutsäufer Bashar al-Assad habe sich angesichts rasant auf die syrische Hauptstadt vorrückender islamistischer Banden abgesetzt, mußte der Kölner Deutschlandfunk sich schon am nächsten Morgen, »Nahost-Experte« Michael Lüders stand wohl gerade nicht zur Verfügung, Rat in Erfurt suchen, wie es denn ohne den zwischenzeitlich doch Verschwundenen weitergehe in der Levante.

Und die an der Universität der thüringischen Hauptstadt tätige »Konfliktforscherin« Sophia Hoffmann erwies sich durchaus als würdige Zweitbesetzung für den zum Thema sonst so präsenten BSW-Kader: »Natürlich hängen diese Ereignisse auch mit den grauenvollen Ereignissen des 7. Oktober letzten Jahres zusammen, und sie hängen auch zusammen mit dem fürchterlichen Vernichtungsfeldzug, den die israelische Regierung immer noch in Gaza führt«.

Für ihre Vernichtungsfeldzüge sind bisher vor allem Deutsche berüchtigt: So gilt das Vorgehen deutscher Truppen gegen Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika 1904 bis 1908 als ein Vernichtungsfeldzug, hauptsächlich aber wird der Begriff verwendet, um die grausame Gewalt seit dem Überfall der Sowjetunion durch das Deutsche Reich zu beschreiben, die nicht zuletzt untrennbar mit der systematisch betriebenen Ermordung von Millionen Juden verbunden ist.

Was aber schert eine deutsche Politologin, welche Parallelen sie mit ihrer Wortwahl zieht, wenn der Deutschlandfunk anruft. Und was kümmert es den, welch infame Verleumdung Israels, des einzigen jüdischen Staates, und seines Existenzkampfs gegen islamistische Barbaren er damit völlig unkommentiert versendet und über seine Mediathek dauerhaft feilbietet. Die Bagatellisierung von Antisemitismus ist längst wieder so normal in Deutschland wie er allgegenwärtig ist.

Kleine Lücken

Der für sein eigentümliches Verständnis von Ausgewogenheit bekannte Kölner Deutschlandfunk begann seine »Nachrichten« mit der Mitteilung, im »Nahost-Krieg« habe es »erneut zahlreiche Todesopfer bei Luftangriffen unter anderem in Syrien und im Gaza-Streifen gegeben«. Unter Berufung auf die Hamas wurde dann ausgeführt, daß »bei israelischen Luftangriffen« in Gaza »mindestens 60 Bewohner« bombardierter »Wohnhäuser« getötet worden seien.

Weiter ging es nach und in Syrien: Dort sei die Zahl Getöteter »nach dem gestrigen Angriff auf die Stadt Palmyra [..] weiter gestiegen« sei. Nicht ganz klar sei, wer für dieses Ende eines Treffens von Vertretern islamistischer Terrororganisationen verantwortlich sein könnte. »Dieser Angriff wird Israel« laut DLF nämlich nur »zugeschrieben«. Im »Westjordanland«, hieß es weiter, hätten die israelischen Streitkräfte nach »eigenen Angaben [..] 9 Terroristen getötet«.

Und auch aus dem Libanon meinten die »Nachrichten«, mitteilen zu können, daß aus »Beirut ebenfalls neue Luftangriffe gemeldet« worden seien. Und dann folgte die letzte Information aus der Region: »Wie soeben gemeldet wurde, hat der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl gegen Israels Ministerpräsident Netanjahu und Ex-Verteidigungsminister Gallant wegen möglicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen«.

Bei einem Raketenangriff der Hisbollah aus dem Libanon auf die israelische Stadt Nahariya wurde derweil mindestens ein Mensch ermordet, und der Internationale Strafgerichtshof veröffentlichte einen Haftbefehl gegen Mohammed Diab Ibrahim Al-Masri wegen »mindestens seit dem 7. Oktober 2023« begangener »angeblicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit«. Doch davon wußten die »Nachrichten« nichts anzudeuten. Selbstverständlich.

Vernunft in Gaza, Wahn in Europa

Während in Europa wieder Jagd auf Juden gemacht und gleichzeitig Versuche zunehmen, den antisemitischen Charakter dieser Gewalt als »propalästinensisch« zu vernebeln und zu verharmlosen oder er in Verbindung mit einer perfiden Täter-Opfer-Umkehr gleich ganz geleugnet wird, scheint es ausgerechnet in Gaza einige »Palästinenser« zu geben, denen erstaunlich bewußt ist, wem ihre Lage tatsächlich zu verdanken ist.

Der israelische Sender Kanal 12 dokumentierte jetzt jedenfalls Bewohner Gazas, die aus ihrem Ärger über die Hamas kein Geheimnis machten. Teils sehr emotional verfluchten diese »Palästinenser« die Terrororganisation, die mit ihrem barbarischen Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 Gaza einen Krieg bescherte, der seit über einem Jahr andauert, und von »den Juden« fordern, sie endlich von den Islamisten zu befreien.

Freilich, es kann wohl bezweifelt werden, daß diese Stimmen eine Mehrheit in Gaza repräsentieren, authentisch aber sind sie allemal. Und sie belegen, was sich bereits beispielsweise in Umfragen des Palestinian Center for Policy and Survey Research (PSR) abzeichnete: Die Unterstützung für die Hamas in Gaza schwindet, allerdings wächst derweil ihr Rückhalt unter »Palästinensern« in den bis 1967 jordanisch besetzten Gebieten.

Sorgt dort die unmittelbare Konfrontation mit den Folgen der Herrschaft der Islamisten und der von ihnen losgetretenen »Al-Aksa-Flut« für deren – wenn auch auf niedrigem Niveau – schwindende Beliebtheit, verstärken sich da islamistische und die Propaganda des Regimes um »Präsident« Abu Mazen gegenseitig, die, naiv-unkritisch oder bewußt übernommen und weiterverbreitet von und in dortigen Medien, auch im Westen wirkt.

Und so können dann »Experten« unhinterfragt behaupten,vorher geplante und öffentlich angekündigte Pogrome gegen Juden seien lediglich das Ergebnis möglicherweise beleidigender »Provokationen« israelischer Fußballfans gewesen oder hätten ihre eigentliche Ursache im israelischen Kampf zur Zerschlagung der Hamas – und eben nicht im Wahn zumeist islamistischen Gewalttäter. Antisemitismus wird so normalisiert.

Manipulator

Hilft hartnäckiges Be- und Verschweigen nicht mehr, weil es eben doch auffallen und lästige Nachfragen provozieren könnte, wird verharmlost, was nicht aus der Welt zu ignorieren ist. Der für die zahllosen und deshalb ohnehin gerade in der Diskussion stehenden Sender der ARD in der israelischen Metropole Tel Aviv stationierte Julio Segador, versuchte es in einem am Dienstag im Kölner Deutschlandfunk gesendeten Meinungsbeitrag so:

»Israel hat das UNRWA-Verbot parlamentarisch durchgesetzt, weil eine Mehrheit in der Knesset der Meinung war, daß das UN-Palästinenserhilfswerk von der Terrororganisation Hamas in weiten Teilen unterwandert ist. Diese Behauptung trifft nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht zu.

Die Vereinten Nationen haben die Vorwürfe untersucht. Neun von etwa 13.000 UNRWA-Mitarbeitern im Gaza-Streifen konnte nachgewiesen werden, daß sie mit der Hamas verbunden, möglicherweise sogar am Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres beteiligt waren. Neun von 13.000.«

Tatsächlich hat das »UN Office of Internal Oversight Services (OIOS)« Vorwürfe, Beschäftigte der UNRWA hätten sich am Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 beteiligt, untersucht. Und im Ergebnis wurden neun Mitarbeiter entlassen, die nicht mehr zu halten waren. Eindeutig entlastet wurden durch die Untersuchung aber nicht 12.982 Mitarbeiter, sondern lediglich einer – von »nur« 19 Verdächtigen. Einer von insgesamt 19.

Eine der UNRWA, dem berüchtigten Terrorhilfswerk der Vereinten Nationen, sowie António Guterres, dem Generalsekretär der Weltorganisation, im vergangenen Juli übergebene Liste mit den Namen von 100 UN-Beschäftigten, die zugleich bei der Hamas aktiv sein sollen, wurde dagegen weder von dem »Hilfswerk« selbst geprüft noch an das OIOS weitergeleitet. Ein Name auf dieser Liste ist der von Muhammad Abu Attawi.

Der UN-»Fahrer« ist in einem bereits seit November 2023 veröffentlichten Video zu sehen, wie er gemeinsam mit seinen Komplizen in einen Schutzraum geflüchtete jüdische Zivilisten massakriert. Ein Sprecher des UN-Generalsekretärs erklärte, diese Liste sei nicht geprüft worden, weil die Informationen aus Jerusalem nicht ausreichend gewesen seien, während António Guterres nach der Tötung des Terroristen um einen »Kollegen« trauerte.

Da also konnten die Vereinten Nationen nur einen von 19 Beschuldigten nach ihren Maßstäben eindeutig entlasten, dort verweigerten sie die Prüfung von 100 Verdächtigen gleich ganz. Könnte es da vielleicht einen Zusammenhang geben? Nicht jedenfalls für Julio Segador. Der versucht lieber, seine Hörer durch die Verwendung einer völlig irreführenden Bezugsgröße zu manipulieren, Terrorismus und seine Helfershelfer zu bagatellisieren.