Im nächsten Jahr, wurde am Montag bekannt, wird der Philosoph Omri Boehm mit dem »Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung« ausgezeichnet. Die mit 20.000 Euro dotierte Ehrung zählt zu den bedeutendsten Literaturauszeichnungen in Deutschland, wie es bei der Stadt Leipzig heißt. Die Wahl des Preisträgers liegt den Angaben zufolge in den Händen einer »international renommierten Jury«.
Mit dem Preis, zu dessen Kuratorium der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Leipziger Messe gehören, werden jährlich »Persönlichkeiten gewürdigt, deren geistiges und literarisches Werk sich in hervorragendem Maße um das gegenseitige Verständnis in Europa und darüber hinaus verdient gemacht hat und sich zeitgeschichtlicher Zusammenhänge bewusst ist [sic!]«.
Teil des literarischem Werks des in Israel aufgewachsenen und in den Vereinigten Staaten lehrenden Omri Boehm ist der 2020 erschienene Band »Israel – ein Utopie«, in dem er »das gegenseitige Verständnis in Europa und darüber hinaus« mit Aussagen über den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu befördert, die den Likud-Politiker und sein politisches Lager zu »natürlichen Verbündeten« der Hamas erklären:
»Natürlich demontierte Netanjahu den Friedensprozess nicht unmittelbar oder im Alleingang. Das war ein Gemeinschaftsprojekt, das von den einflussreichen israelischen und palästinensischen Gegnern der Einigung eingefädelt wurde – am maßgeblichsten von der israelischen Rechten mit Unterstützung der fundamentalistisch-religiösen Zionistenbewegung und ihren natürlichen Verbündeten auf der palästinensischen Seite, muslimischen Fundamentalistengruppen wie Hamas und Islamischer Dschihad.«
Doch auch über diese »Analyse« hinaus weiß Omri Boehm zu begeistern, wenn er etwa doziert:
»Ich werde Ihnen sagen, wo der Antisemitismus nicht beginnt: Er beginnt nicht damit, Israels Existenz als jüdischen Staat in Frage zu stellen. Es ist auf jeden Fall möglich, Israels Jüdisch-Sein und die Idee, dass ein jüdischer Staat zugleich demokratisch sein kann, infrage zu stellen, ohne antisemitisch zu sein.«
Die »international renommierte Jury« des Leipziger Buchpreises meint, Omri Boehm »für die Konsequenz, mit der er den Kern des humanistischen Universalismus, die Verpflichtung zur Anerkennung der Gleichheit aller Menschen, gegen jegliche Relativierung verteidigt«, ehren zu müssen. Vor dem Hintergrund des 7. Oktober 2023 ist freilich auch der Beitrag dieses Gremiums »zur Europäischen Verständigung« preisverdächtig.