Schlagwort: Shimon Peres

Entwertete Ehrung

Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat am Sonntag in Berlin den von seinem Haus gestifteten Shimon-Peres-Preis verliehen. Mit dem Preis nach dem 2017 verstorbenen israelischen Präsidenten benannten Preis sollen Menschen gewürdigt werden, die sich bemühen, »den bilateralen Dialog aus[zu]weiten und fort[zu]führen, der das Fundament der deutsch-israelischen Beziehungen bildet«.

Bei der Veranstaltung im Berliner Roten Rathaus appellierte der Sozialdemokrat einmal mehr, »man dürfe nicht wegschauen, wenn jemand beleidigt oder angegriffen werde – nur weil er als Jude erkennbar sei«, nur um sogleich darüber zu schweigen, daß nur wenige Tage zuvor sein Parteifreund Michael Müller Pirouz Hanachi im gleichen Haus feierlich begrüßt hatte, den »Bürgermeister« Teherans.

Doch ganz besonders laut schwieg Heiko Maas zu einer Meldung aus Israel, die gleichzeitig mit der Preisverleihung in der deutschen Hauptstadt die Runde machte: Danach drangen Aktivisten am Sonntag in die Vertretung der Europäischen Union in Ramat Gan ein und hinterließen dort etwa den insbesondere für Berlin nicht eben schmeichelhaften Schriftzug: »Deutsches Geld ermordet Juden«.

Mag man die Form des Protests auch fragwürdig finden, so stimmt doch die Botschaft: Deutschland fördert mit finanziellen Zuwendungen an das Regime in Ramallah, die UNRWA oder andere Organisationen der Vereinten Nationen Antisemitismus und die Glorifizierung von Terrorismus, Heiko Maas’ Diplomaten erklären jüdisches Leben in den umstrittenen Gebieten zum »Friedenshindernis«.

Ohne Frage ist es aller Ehren wert, sich für vertiefte Beziehungen zwischen Deutschland und Israel einzusetzen, die Preisträger vom Sonntag – das israelisch-deutsche Projekt »Mehr als eine Demokratie« – haben daher ihre Würdigung gewiß verdient. Daß der Preis aber ausgerechnet vom Auswärtigen Amt gestiftet und von dessen Chef überreicht wurde, entwertet die Ehrung aber doch gewaltig.