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Fehl-Alarm

Daß das auch als »Sturmgeschütz der Demokratie« berüchtigte »deutsche Nachrichtenmagazin« jedenfalls ab und an erkennen läßt, mit dem jüdischen Staat zu hadern, ist unbestritten. Erst jüngst stellte dort ein Tobias Rapp im Zusammenhang mit der in Kassel als Kunstausstellung geltenden Antisemitismusschau documenta.fifteen womöglich bedauernd fest, »Israel wird nicht durch ein paar miserable Kunstwerke bedroht«.

Andererseits ist wohl auch nicht jeder Vorwurf gegen das Magazin, das sich bestimmt nicht mit zionistischer Munition bestücken läßt, wirklich nachvollziehbar. So wird gegenwärtig auf Twitter das Fehlen Israels in einer Illustration eines Sonderhefts des Sturmgeschützes beklagt: »Fällt Euch etwas auf? Israel ist weg. Dafür gibt es plötzlich einen Staat namens ›Palästina‹. Zu viele BDS-Sympathisant*innen der Redaktion?«

Zu sehen ist da unter der Überschrift »Geplatzte Träume« eine Grafik, die Staaten und Territorien zeigt, die entweder als »Mischregime« mit »demokratische[n] und autokratische[n] Merkmale[n]« gelten, als »autoritäres Regime« oder »zunehmend autoritär«. Auf Israel trifft gewiß keine dieser Charakterisierungen zu, der jüdische Staat ist daher zwar zu erkennbar, die Landesbezeichnung hingegen fehlt allerdings.

Und schaut man mit offenen Augen die Grafik an, ist auch kaum zu übersehen, worauf der mit »Palästina« bezeichnete Pfeil zeigt: Nämlich auf die umstrittenen Gebiete, in denen das als »autoritär« ja nicht unzutreffend eingestufte Regime um »Präsident« Abu Mazen »regiert«. Selbst Gaza ist – ebenso charakterisiert – noch erkennbar, indes fehlt auch für das von der Hamas beherrschte Gebiet die nähere Bezeichnung.

Spanien, Frankreich, Italien, die Balkanstaaten, Griechenland fehlen in der Illustration selbstredend ebenfalls nicht, doch auch auf sie zeigen übrigens keine Pfeile, ohne daß daraus abgeleitet werden könnte, diese wie Israel demokratisch verfaßten Staaten würden von »der Redaktion« boykottiert. In diesem Fall also scheint es nicht wirklich angebracht, dem »deutschen Nachrichtenmagazin« Aufmerksamkeit zu widmen.