Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Deutschland auch bekannt als der »lieben Wolodymyr«, hat der Regierung in Jerusalem gedroht, Pilger aus Israel abzuweisen, die in die ukrainische Stadt Uman reisen wollen. Israel dürfe Flüchtlinge aus der Ukraine bei der Einreise oder dem Aufenthalt im Land nicht schikanieren, erwartete Jerusalem, daß Kiew pilgernden Juden Fahrten nach Uman gestatte.
Uman ist seit dem Tod von Rabbi Nachman von Breslow 1810 in der Stadt ein Wallfahrtsort für chassidische Juden, die zu Rosh Hashanah in großer Zahl in die Stadt pilgern. In diesem Jahr wird das Neujahrsfest vom 15. bis 17. September begangen, also in wenigen Wochen. Da Reisen in die Ukraine der russischen Invasion wegen nicht mehr ganz einfach sind, dürften viele Pilger bereits kurz vor dem Aufbruch stehen.
Während die Regierung in Jerusalem Vorwürfe zurückweist, ukrainische Flüchtlinge würden in Israel staatlich diskriminiert oder schikaniert – erst in der vergangenen Woche wurden ihre Krankenversicherungen und weitere Hilfsprogramme bis zum Jahresende verlängert -, stellen Wolodymyr Selenskyjs Drohungen einen inakzeptablen Erpressungsversuch dar, der auch nicht mit dem russischen Krieg zu entschuldigen ist.
Wird der Ukraine nachgesagt, sie verteidige europäische oder gar zivilisatorische Grundwerte gegen die russischen Invasoren, paßt allein schon die offen geäußerte Bereitschaft Präsident Wolodymyr Selenskyjs zum Angriff auf die Religionsfreiheit jüdischer Pilger gewiß kaum zu dieser These. In der Tat diskreditiert sein schnöder Erpressungsversuch aber vor allem ihn und das Land, das er repräsentieren will.