Alle Jahre wieder an Weihnachten blicken deutsche Medien besorgt in den Nahen Osten und fragen sich bange, wie es um die dort (noch) lebenden Christen stehe. Der Kölner Deutschlandfunk orakelte, »die Gesamtzahl wird weiter abnehmen«, um zunächst von weiter schrumpfenden christlichen Gemeinschaften in den arabischen und (zunehmend) islam(ist)isch geprägten Teilen der Region zu berichten.
Schnell freilich ließ der Sender diesen Teil der Region hinter sich und lenkte seinen Blick auf Israel, den jüdischen Staat, über den natürlich nichts gesagt werden darf, was auch bloß ansatzweise positiv klingt. Dummerweise aber tun die Christen in Israel den Deutschlandfunkern nicht den Gefallen, das Land in Scharen zu verlassen. Tatsächlich wächst hier ihre Zahl sogar, wie Zahlen aus Jerusalem belegen.
Wie also wird nun aus einer guten Nachricht ein Vorwurf? Der zahlenmäßige Zuwachs an Christen, jammert der Deutschlandfunk, geschehe auch durch Zuzug, der die Zusammensetzung der christlichen Gemeinden in Israel verändere. Und schon ist die Mission erfüllt, weitere Sendeminuten halbwegs erfolgreich mit »Israelkritik« gefüllt. Die gleiche Mission wie der DLF verfolgt derweil auch der SPIEGEL.
Bei dem deutschen Nachrichtenmagazin hält das Duo Monika Bolliger und Julia Amalia Heyer sich nicht mit Betrachtungen zu den Lebensumständen von Cristen in der Umgebung Israels auf, sondern sieht dort »mittlerweile [..] ideologische Siedler an nahezu allen Schaltstellen«, die Christen ihr irdisches Dasein zur Hölle machten. Und wie belegt nun dieses Duo seine Thesen vom »Kampf um die Heilige Stadt«?
»Wie ideologische Siedler in Jerusalem über christliche Traditionen denken, zeigte sich vergangene Woche: Vizebürgermeister Arieh King, selbst ein ideologischer Siedler, entschuldigte sich auf Twitter dafür, dass seine Behörde auf dem höchsten Gipfel des Ölbergs einen Weihnachtsbaum aufgestellt hatte: Ein trauriges Channuka sei das.«
Wenn eine Stadtverwaltung Weihnachtsbäume aufstellt, ist das eine Vorstufe für Pogrome »ideologischer Siedler« an Christen. Und nimmt der israelische Premier Yair Lapid eine Grußbotschaft an die Christen in Israel und der gesamten Welt auf, muß man in der Logik Monika Bolligers und Julia Amalia Heyers wohl glücklich darüber sein, daß dieser fürchterliche Christenfeind bald nicht mehr im Amt sein wird.