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Friedensfeinde

Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich, die sogenannten »E3«, haben in einem gemeinsamen Schreiben an den Präsidenten des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen noch einmal ihre ablehnende Haltung gegenüber amerikanischen Forderungen nach Sanktionen gegen das Mullah-Regime in Teheran bekräftigt. Sie stellen sich damit als Komplizen an die Seite der Islamischen Republik.

Vor gut einem Monat hatte Washington im wichtigsten Gremium der Vereinten Nationen den »Snap back«-Mechanismus des Joint Comprehensive Plan of Action ausgelöst, um die Reaktivierung internationaler Sanktionen gegen Teheran zu erreichen, die im Gegenzug für Vertragstreue ausgesetzt worden waren. Das Mullah-Regime freilich verstößt offen gegen die Bestimmungen des Abkommens.

Erst Anfang September wurde gemeldet, daß die Islamische Republik über mindestens 2,1 Tonnen angereicherten Urans verfügt, mehr als die zehnfache Menge, die Teheran erlaubt ist. Das Uran ist zudem höher angereichert als statthaft. Gleichzeitig besitzt das islamistische Regime nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mehr Schweres Wasser als ihm der JCPOA gestattet.

Die Resolution 2231 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, mit der der JCPOA in Völkerrecht überführt wurde, »legt« ausdrücklich auch den Vereinigten Staaten »nahe«, »alle in Bezug auf die Umsetzung der Verpflichtungen aus dem Gemeinsamen umfassenden Aktionsplan auftretenden Fragen im Wege der im Aktionsplan festgelegten Verfahren zu regeln«. Diesen Weg hat Washington eingehalten.

Nachdem die amerikanische Regierung den UN-Sicherheitsrat Mitte August über »eine erhebliche Nichterfüllung von Verpflichtungen aus dem Gemeinsamen umfassenden Aktionsplan« informierte, mußte der nun eigentlich innerhalb von 30 Tagen über die Fortsetzung der Aussetzung von Sanktionen gegen Teheran abstimmen, die die Vereinigten Staaten ablehnt – der »Snap back«-Mechanismus.

Zu dieser Abstimmung ist es bisher nicht gekommen, weil auch und gerade die »E3« sie ablehnen. Sie bestreiten grundsätzlich das Recht Washingtons, die Vertragsverletzungen Teherans anzuprangern und daher den »Snap back«-Mechanismus auslösen zu dürfen, obgleich die Resolution 2231 in dieser Frage wenig Interpretationsspielraum läßt. Mit ihrer Deutung riskieren die »E3« eine Krise des UNSC.

Vor allem aber offenbaren Berlin, Paris und London damit ihre Bereitschaft, die von der IAEA bestätigten schweren iranischen Vertragsverletzungen tatenlos hinzunehmen. Sie machen sich mit ihrer Weigerung, mit Sanktionen auf sie zu reagieren, zu dessen Verbündeten. Ihr Appeasement macht einen atomaren Rüstungswettlauf im Nahen Osten wahrscheinlicher. Frieden schafft man so gewiß nicht.

Erwartbare Reaktion

Innert weniger Monate könnte der erste Atomreaktor des Königreichs Saudi-Barbarien fertiggestellt sein. Zu diesem Schluß kommt nach Angaben des Guardian der früher für die Internationale Atomenergiebehörde tätige Robert Kelley nach der Auswertung von Satellitenaufnahmen. Die von einem argentinischen Unternehmen entworfene Anlage soll danach in etwa einem Jahr betriebsbereit sein.

Zwar deute ihre Größe darauf hin, daß die Anlage zu Forschungszwecken dienen soll, gleichwohl weckt die Nachricht Befürchtungen, daß die islamische Monarchie damit einen ersten Schritt hin zu einem eigenen Kernwaffenprogramm unternehmen könnte. Saudi-Barbarien ist 1988 dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten, läßt jedoch noch keine regelmäßigen Inspektionen durch die IAEA zu.

Mit einem eigenen Kernwaffenprogramm könnte das Königreich zudem auf die Bedrohung durch das iranische Kernwaffenprogramm reagieren, das durch den in wenigen Jahren ablaufenden Joint Comprehensive Plan of Action günstigenfalls verzögert wurde, danach aber nicht mehr mit Sanktionen bedroht wird. Allerletzte Beschränkungen iranischer Atomaktivitäten fallen spätestens 2030.

Sollte Riyadh nach Kernwaffen streben, wäre der Hauptgrund dafür also zweifellos in Teherans Rüstungsprogramm zu suchen und dem JCPOA, der es höchstens bremst. Behauptet etwa Berlin, »die Wiener Nuklearvereinbarung schafft mehr Sicherheit für die Region«, ist der nun für möglich gehaltene Start eines saudischen Kernwaffenprogramms erneut ein erschreckender Beleg der Sinnlosigkeit dieses Vertrags.