Die Historikerin Juliane Wetzel hat vor dem Hintergrund zahlreicher antisemitischer Ausschreitungen in Deutschland in den vergangenen Tagen, zu denen sich der Mob häufig unter türkischen und den Flaggen »palästinensischer« Terrororganisationen zusammenrottete, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) daran erinnert, »dass es Hass gegen Juden in allen Bereichen der Gesellschaft gibt«.
Zwar sei es »eine neue Qualität, wenn Gruppen vor Synagogen ziehen und dort Steine werfen«, erklärte die langjährige Mitarbeiterin am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der Nachrichtenagentur, jedoch stellten ihrer Ansicht nach »der Rechtsextremismus und insbesondere die Radikalisierung im Netz [..] weiterhin die größte Gefahr dar«, wie dpa Juliane Wetzel indirekt zitiert.
Warnt die Wissenschaftlerin mit ihren Worten vor einer Diskussion über Antisemitismus, die einige seiner Spielarten übersieht, womöglich übersehen will? Oder versucht sie mit ihnen, vom gewalttätigen islamistisch-türkisch-»palästinensischen« Haß auf Juden der jüngsten Tage abzulenken, ihn zu verharmlosen? Träfe ersteres zu, so wäre Juliane Wetzels Einwurf wohl jedenfalls nicht gänzlich falsch.
Freilich findet sich der Name der Forscherin auch und gerade unter dem berüchtigten »Plädoyer der ›Initiative GG 5.3 Weltoffenheit‹«, das sich explizit gegen einen unverbindlichen Beschluß des Parlaments in Berlin richtet, die antisemitische BDS-Bewegung nicht offiziell zu unterstützen. Dadurch würden »wichtige Stimmen beiseitegedrängt und kritische Positionen verzerrt dargestellt« heißt es darin.
Zwischen der BDS-Bewegung und den »palästinensischen« Terrororganisationen Hamas und PFLP gibt es viele personelle Überschneidungen. Hochrangige »Funktionäre« der PFLP und der in Gaza herrschenden Islamisten haben auch in der BDS-Bewegung Positionen inne. Die PFLP-Terroristin Leila Khaled nennt sie einen Teil jenes »Widerstands«, der jüngst Jerusalem noch mit Raketen attackierte.
»Weltoffenheit, wie wir sie verstehen«, formulierte die »Initiative GG 5.3«, müsse »Anderssein als demokratische Qualität« verstehen, es gehe darum »Ambivalenzen zu ertragen und abweichende Positionen zuzulassen«. Nach dieser intellektuellen Glanzleistung scheint nicht unwahrscheinlich, daß Juliane Wetzel mit ihrem jüngsten Einwurf versucht, islamischen Antisemitismus zu verharmlosen.